• Sonntag, 20. April 2025 06:05

Sitzung 87

Tueddelig
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Wie sich herausstellte, erstaunlich wenig. Der Beholder besaß trotz allem genug Grips, sich außer Sicht zu halten und so luden die Hextor schlicht den Wagen ab und machten sich dann auf den Fußweg zurück. Praktisch. Kurz darauf erwies sich der Beholder erneut als hilfreicher als gedacht, als er darauf hinwies, dass es auch im wesentlich näheren Oclusar einen Teleportationszirkel gab. Oclusar … was es wohl in dieser Welt beherbergen mochte? Sicher, es war eine Ruine von einer Stadt, doch letzten Ende bedeutete das nur, dass es dort etwas gab oder gegeben hatte, dass für die Beholder unter dem Befehl des Großen Roten dort etwas gab, was eine Zerstörung notwendig machte.

Nachdem der Beholder - nachdem Qwe - deutlich machte, dass es für ihn kein Problem darstellen sollte, den Turm zu stabilisieren, so dass wir gefahrlos zum Teleportationszirkel gelangen würden, stand das nächste Reiseziel fest und ich begab mich zur Ruhe. Als ich mich aus der Trance holte, sah ich, dass Garret und Krathus etwas entfernt schlummerten und ziemlich angeschlagen aussahen - was hatte die beiden jetzt schon wieder angestellt? Doch für Nachforschungen fehlte die Zeit, ich hatte wichtigeres zu tun, ich hatte meine Übungen viel zu lange vernachlässigt und da gab es noch etwas, was ich ausprobieren wollte …

Nach einem unnötig ausgedehnten Frühstück, dass den anderen aber immerhin gut zu tun schien, brachen wir auf. Auf dem Weg dorthin gab es noch eine im Nachhinein sehr amüsante Episode, als Krathus in seiner Lauffaulheit versuchte, den Wagen zu lenken, dabei aber ein grandioses Unvermögen zur Schau stellte. Razora zuckte nur mit den Achseln und sagte, dass Kinder halt ihre Fehler machen mussten (wie wahr … ich hatte sehr viele Fehler gemacht), aber ich fürchtete um Wagen und Essensvorräte. Um seine Schnelligkeit wissend wies ich Garret an, hinterherzulaufen und das zu regeln, was dazu führte, dass der Halbling mitten im Sprung hart vom Wagen gebremst wurde, als Krathus die Pferde dann doch unter Kontrolle bekam. Nachdem ich feststellte, dass der Wagen wohl keinen Schaden davongetragen hatte, konnte ich mir ein Grinsen ob der Komik nicht verkneifen.

Die weitere Reise verlief unspektakulär und so erreichten wir am nächsten Tag Oclusar. Die Stadt hatte in dieser Realität nichts mit der Pracht ihres Gegenstücks zu tun, es war tatsächlich nichts als eine Ruine - doch eine voller Überraschungen. Wir hatten noch ein wenig Zeit bis zum verabredeten Teleportationstermin um die Mittagszeit, so dass wir uns entschlossen, die Stadt etwas zu erforschen. Qwe hatte quasi über Nacht beschlossen, seine gestrige Nützlichkeit nicht zu wiederholen und wusste nun nichts mehr über das warum und genaue wann des Angriffs, doch so lange konnte es nicht her sein - der Beholder war erst 3 und er war beim Angriff dabei gewesen. Auf unserem Streifzug durch die Stadt erwartete uns gleich zu Beginn eine handfeste Überraschung: Ein auf den ersten Blick unspektakulärer Geröllhaufen entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als das Gesicht von Tanaos Ayumu. Hieß das, er hatte bei dem ganzen hier seine Finger im Spiel gehabt? Die Prophezeiung bewies, dass er einiges an Weitsicht besaß … wenn er noch am Leben war, sollten wir ihm dringend einmal einen Besuch abstatten. Ral nahm das Ganze mal wieder zum Anlass, sich über sein Dasein als Spielball zu beschweren, aber wenn ihm das Gejammer dabei half, seinen Verstand zu behalten, sollte mir das recht sein.

Unterdessen bestärkte mich das Ganze nur darin, mehr darüber herausfinden zu wollen, was hier passiert war und das Gesicht erinnerte mich daran, dass wir noch immer diese Ringe hatten. Ich hatte nicht vor, die ganze Stadt aufzuwecken – zu viel Zeit, zu viele Mäuler zu stopfen, wenn man sich den Zustand der Stadt ansah, würden sie wohl kaum auf eigenen Beinen stehen können. Aber irgendwo musste es so etwas wie ein Rathaus geben und dort eventuell jemand versteinert sein, der mehr wissen würde. Tatsächlich erspähte ich es und wir machten uns auf den Weg dorthin. Dort angekommen, besah ich mir die Statuen, um Hinweise darauf zu entdecken, wer von den versteinerten eventuell mehr über die Stadt wissen könnte, dann traf ich meine Wahl. Der Erweckte schien jedoch mehr verschreckt als dankbar. Sicher verständlich, doch die Zeit drängte, ich hatte keine Zeit für die Beruhigungsspielchen, die Ral und die anderen spielen wollten. Unglücklicherweise handelte es sich bei dem Erweckten nur um den Assistenten des Bürgermeisters, der noch dazu vor seiner Versteinerung offenbar mit Taubheit geschlagen worden war. Er hätte nur gehört, dass die Arkanisten hier mit irgendwas rumexperimentierten, aber was, da habe er keine Ahnung. In einer solchen Stadt sollte es keinerlei Gerüchte gegeben haben, die dem Assistenten des Bürgermeisters zu Ohren gekommen waren? Unglaubwürdig, doch die anderen schienen ihm zu glauben und mit meiner Menschenkenntnis war es zugegeben nicht all zu weit her, das hatte ich in der Vergangenheit mehrfach bewiesen, weswegen ich mich dem Eindruck der anderen beugte, aber misstrauisch blieb. Immerhin konnte er uns den Weg zum Labor weisen, insofern war seine Wiedererweckung nicht vollkommen verschwendet. Wir machten uns also auf den Weg dorthin und begannen mit der Untersuchung. Zuerst entdeckten wir nicht viel, bis wir einen Brief von einem gewissen Ethelbald entdeckten, ein Name, der Ral und Garret bekannt vorkam. Er schrieb davon, dass er Studenten aus Zoica ein paar gestohlene Bücher abgenommen hätte und da sich dort niemand daran erinnere, hätte er sie hierher geschickt. Zu viert wühlten wir uns durch die Trümmer und schließlich wurden Ral und ich tatsächlich fündig. Der Inhalt war hochinteressant - er enthielt zumindest Teile der Geschichte der Entstehung und Nutzung der Nexi, unter anderem sprach es von einem Ethereal Nexus in den Haze Peaks, der von einem Untergebenen des Großen Roten gefunden wurde und die Experimente damit löschten eine ganze Nation aus. Nachdem wir nun bereits mehrere Nexi erlebt hatten, fiel es mir nicht schwer, das zu glauben.

Leider gab es drüber hinaus nichts mehr zu entdecken und auch die Durchsuchung des Restes der Stadt förderte außer ein paar Goldmünzen nichts Wichtiges zu Tage. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass wir irgendetwas übersahen, doch die Zeit, zu der wir nach Zoica zurückkehren sollten rückte näher. Qwe hatte in der Zwischenzeit mit Trümmerteilen den Turm stabilisiert und eine provisorische Treppe gebaut. Garret, Ral und Krathus gingen zuerst durch, während ich zurückblieb um sicherzugehen, dass alle Rachwoodler und vor allem Qwe durchkamen.

In Zoica angekommen erwartete mich eine weitere amüsante Szene. Nein, zwei… die erste war ein angekokelter Garret. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, was geschehen war. Die zweite, wesentlich amüsantere Szene war das Aufeinandertreffen von Chrylax und Qwe. Qwe’s telekinetische Begrüßung und der Ausdruck milder Panik in Chrylax untotem Gesicht angesichts seines Unvermögens, einen Feuerball heraufzubeschwören, war unbezahlbar. Ich und Ral amüsierten uns königlich. Als wir nach oben kamen, unterhielt sich Krathus gerade mit Melody. Schon fast niedlich, bis Qwe nachkam und sein Auge auf Melody richtete - und plötzlich stand eine Harpyie vor uns. Interessanterweise hatte Melody selbst keine Ahnung davon, was sie wirklich war und war ob der Entdeckung gar nicht glücklich - ihr Vater hatte sie ihr ganzes Leben lang belogen. Nun, damit würde sie schon klarkommen, das wusste ich aus Erfahrung und immerhin kannte sie jetzt die Wahrheit. Melody verzog sich in ihr Nest - erst jetzt fiel mir auf, dass sie tatsächlich ein Nest gebaut hatte - und wir konnten weiter, doch Ral bestand darauf, sich erst um Melodys verletzte Gefühle zu kümmern. Da Chrylax uns nicht weiter als Gäste dulden wollte, warteten wir draußen, bis Ral zurückkam und sahen uns ein wenig um. Auf dem (ehemaligen) Marktplatz entstand gerade tatsächlich die Akademie - derzeit noch aus Holz, ein Umstand, der Chrylax dazu veranlasste, seine Schüler auf dem Dach zu unterrichten, wie Melody noch verraten hatte, bevor sie ob ihres Äußeren jede Rationalität verloren hatte.

Als Ral herauskam, hatte sich eine beachtliche Menge an Schaulustigen versammelt, die Rachwoodler waren nicht eben unauffällig. Als wir loszogen, ließen sie uns allerdings problemlos passieren. Wir gingen zunächst in Richtung des nun ehemaligen Compounds der Hextor – dort gab es genügend Platz für die Rachwoodler, um sie erst einmal unterzubringen. Dann wurde es Zeit, im Hauptsitz nach dem Rechten zu sehen. Bei dem Gedanken beschlich mich ein mulmiges Gefühl, wenn ich bedachte, wer dort alles im vergangenen Monat regiert hatte, doch zunächst wurde Krathus von dem Mädchen angesprochen, dass wir als Kleiner Drache kannten. Kleiner Drache und der Kobold … welch wunderbare Ironie. Nur zu gerne hätte ich mit Marco gesprochen und wies sie an, ihn zum Compound zu holen, doch leider hatte er sich die interessanten Infos bereits von den Rachwoodlern geholt – ärgerlich. Krathus war etwas verwundert ob unseres Umgangs mit dem kleinen Mädchen, daher klärten wir ihn auf, was es damit auf sich hatte.

Im Compound angekommen, bemerkten wir zuerst einmal, dass Boulder ihn fast vollständig wieder hergestellt hatte. Wenn seine Kumpane aus Cindercrest ähnlich schnell arbeiteten, könnte Zoica schon bald in altem Glanz erstrahlen … doch der Reihe nach. Zunächst empfing uns Gereon und linderte meine schlimmsten Befürchtungen … es schien nicht viel passiert zu sein, Steuereinnahmen waren gut, die befürchtete Katastrophe war nicht eingetreten. Und so wanden wir uns dem nächsten Menüpunkt zu: Ein dringend notwendiges Gespräch mit Al’Chara über die Geschehnisse rund um Ark’Therion, ihren Spross Lia und praktisch alles andere. Gegen Abend würde also ein Arbeitsessen stattfinden. Das gab mir noch Zeit, meine unbequeme Rüstung von diesem Stümper aus Plateau in der Garnison abzugeben und hoffentlich in eine passende zu wandeln.

Dann wurde es Zeit, sich auf das Essen vorzubereiten. Wir wollten etwas von Al’Chara wissen. Ihr bisheriges Verhalten ließ darauf schließen, dass sie gerne hofiert wurde, war sie doch das Herrschen gewohnt. Zeit also, ein wenig von den Tischmanieren an den Tag zu legen, dass mir Mutter versucht hatte beizubringen. Widerwillig wusch ich mir meine Bemalung aus dem Gesicht und suchte das Abendkleid aus meinem Gepäck heraus. Definitiv nicht meine bevorzugte Kleidung, aber ich hatte die Hoffnung, dass es die alte Drachin milde stimmen würde und sie etwas kooperativer machen würde.

Nun, das klappte nicht ganz, denn was ich nicht wusste war, dass das Buch offenbar auf mich abgefärbt hatte –- ich “stank” nach Blutmagie. Eine durchaus interessante Entdeckung, der ich bei Gelegenheit nachgehen würde, doch aktuell eher ein Hindernis. Wir erzählten ihr also von dem Buch – sie schien überrascht, dass wir es an uns hatten bringen können. Nichtsdestotrotz bot sie an, das Buch zu übersetzen, damit wir es dann loswerden könnten. Auch wenn ich Rals Einschätzung teilte, dass das ein Fehler wäre, verdrehte ich innerlich die Augen, als er seine Ablehnung lautstark verkündete. Das musste Al’Chara doch nicht wissen, aber gut - ich stand auf und holte das Buch. Das Fossil hielt Wort und übersetzte das Buch für uns - und was daran stand, war in der Tat hochgradig interessant. Zunächst einmal enthielt es dieselbe Geschichte, die wir auch im Buch in Oclusar gefunden hatten, was die Frage aufwarf, wie Ethelbald daran gekommen war und wer diese Studenten waren, die das Buch gestohlen hatten. Noch interessanter war, dass es auch die Geschichten der anderen beiden Nexi enthielt und so viel mehr. Offenbar war das Blut der goldenen Drachenfamilie Dacra der Schlüssel zur Erschaffung weiterer Nexi. Nachdem der große Rote Arcalis getötet hatte, blieb ihm dafür nur dessen Frau Yonzi, die aber kurz vor dem Sterben war. Offenbar hatte der Rote sie daraufhin mittels Blutmagie am Leben gehalten und ihren Abkömmling Posetine erschaffen, die unwissenderweise dazu genutzt wurde, die weiteren Nexi zu erschaffen. Damit hatten wir zumindest einen Weg, zu verhindern, dass weitere Nexi geschaffen wurden. Zwar gab es derzeit keinen Anhaltspunkt, dass das geplant war und die vier Nexi würden wohl zur “Ascendance” genügen, aber als Backupplan durchaus brauchbar. Es drängte sich außerdem die Frage auf, was wohl mit den anderen Nexi geschehen würde, wenn Posetine starb … darüber sollten wir uns bei Gelegenheit informieren. Darüber hinaus drängten sich noch unendlich mehr Fragen auf - beispielsweise hatte Loganar offenbar die Nacht, durch verschiedene Realitäten zu wandern und Leute von einer zur anderen zu versetzen. Über welche Macht verfügte Shadar, wenn selbst ein solch mächtiges Wesen seine Befehle verfolgte? Warum waren die Nexi alle im Süden, Osten oder Südosten von Logothil lokalisiert? Und so vieles mehr, was es zu klären galt.

Mit der neuen Information wollte Ral dennoch in Richtung Ethereal Nexus aufbrechen oder die andere Gruppe in die Richtung schicken, doch ich war skeptisch – unsere bisherigen Begegnungen mit den Nexi waren nicht unbedingt von der Art gewesen, die mich ermutigten, ohne mehr Wissen und/oder mehr Macht einen weiteren aufzusuchen. Selbst Garret stimmte zu und brachte ein, dass dieser Nexus als der originale vermutlich sogar besonders gut geschützt sein dürfte. Einen Moment lang dachte ich, dass Ral dann offenbar sogar seine im Weg stehende Suche nach seiner Schwester hinten angestellt hatte, doch als ich ihn darauf ansprach, wurde ich eines besseren belehrt. Innerlich seufzte ich. Wir brauchten Ral, wenn wir auch nur eine Chance haben wollten, irgendwann Kontrolle über die Nexi zu erlangen. Wir würden uns wohl darum kümmern müssen, ein abgelenkter Ralkarion war ein höheres Risiko, als ich bereit war einzugehen.