Tagebücher
Die Tagebucheinträge sind nach der Gesamtzahl der Sitzungen beider Gruppen strukturiert. Jedes Buch erzählt eine durchgehende Geschichte aus der jeweiligen Sichtweise des Charakters, der es geschrieben hat.
Gemeinsam ergeben diese Bücher die Zusammenfassung aller Ereignisse der Kampagne.
Sitzung 7
Erschwert wurde es dadurch, dass Carolyn gemeinsam mit Rhyia zurückblieb, aus irgendwelchen Gründen hielt es Rhyia für angebracht, sich jetzt um den Kristall zu kümmern. Warum? Der Magier brüllte so laut, dass er uns das gesamte Nest auf den Hals hetzen würde, wenn wir ihn nicht aufhielten. Dummerweise war der Mistkerl schnell. Wir stellten ihn letzten Endes, doch nicht bevor er uns einige seiner Gefährten auf den Hals gehetzt hatte. Sehr treffsichere Gefährten, die mich mit ihren Schlägen doch tatsächlich auf die Bretter schickten. Glücklicherweise währte meine Bewusstlosigkeit nur einige Sekunden und als ich die Augen wieder aufschlug, waren auch Rhyia und Carolyn angekommen und die Rattenmenschen offenbar besiegt. Nachdem ich Rhyia mit der ersten Regel des Schatzsuchens vertraut gemacht hatte - niemals plündern, bevor die Umgebung nicht gesichert war - sah ich plötzlich Mum neben mir am Boden liegen. Unangenehme Erinnerungen stiegen auf, doch ich handelte rein instinktiv, versuchte sie zu stabilisieren und als das wieder nicht funktionierte, brüllte ich Rhyia an, ihre Magie zu benutzen. Zu meiner unendlichen Erleichterung schlug Mum kurz darauf die Augen wieder auf. Ich ließ aufatmend von ihr ab, als ich feststellte, dass an meinen Händen eine Art schwarze Flüssigkeit klebte. Jetzt, wo ich darüber nachdachte - es war ein schwarzer Rauch von Mum aufgestiegen. Natürlich wich Mum meinen Fragen dazu wieder aus. Aber nun gut, das musste ich akzeptieren, war schon okay. Redete ich mir zumindestens ein…
Während wir zur Höhle mit dem Kristall zurückgingen, besprachen wir das weitere Vorgehen, denn Petra erzählte uns, dass dieser Magier nicht, wie vermutet, der Anführer der Rattenmenschen war. Ich und Mum waren sofort dafür, dass der Anführer ausgeschaltet werden musste. Eine solche Chance würde nicht wiederkommen. Rhyia protestierte halbherzig, allerdings schien dieser Protest eher aus Sorge um mich und Mum. Rührend, und tatsächlich hatte ich gegen eine Pause nichts einzuwenden. Mein Stolz ließ es allerdings nicht zu, das einzugestehen und so schob ich Mum vor, die ebenfalls noch recht wackelig auf den Beinen stand. Wir verrammelten die Höhle, um uns weniger angreifbar zu machen, dann kümmerten wir uns noch um den Kristall, der sich zwar erstaunlich hartnäckig im Stein hielt, aber letzten Endes nachgeben musste.
Nachdem wir alle wieder einigermaßen zu Kräften gekommen waren, machten wir uns auf die Suche nach dem Anführer, um diese Bedrohung ein für allemal auszuschalten. Es dauerte nicht lange und wir hatten ihn gefunden. Er bemerkte uns nicht sofort, während er mit ein paar Untergebenen am Feuer saß, so dass wir einen genauen Block auf ihn bekamen. In der Tat, um ein vielfaches größer als die gewöhnlichen Rattenmenschen - und waren das Deleriumzähne? Dann bemerkten die Rattenmenschen uns, so dass jede Überlegung eines Überraschungsangriffs dahin war. Sie schienen mich als die größte Bedrohung zu sehen, wie ich mit einer gewissen grimmigen Befriedigung wahrnahm. Nachdem ich den ersten beseitig hatte, geschah etwas merkwürdiges. Die Rune an meiner Hand begann zu leuchten. Soweit war ich das ja gewohnt, aber weitaus merkwürdiger war, dass sie mich offenbar… wachsen ließ? Jetzt war allerdings nicht der richtige Zeitpunkt, darüber nachzudenken. Ich stürmte auf den großen zu, einen der kleinen einfach an die Wand tretend. Ich hatte mich allerdings leider noch nicht auf meine neue Größe eingestellt, so dass der erste Schlag danebenging, während er verblüffend hart zuschlug - und zubiss. Erneut ging ich zu Boden.
Als ich zu mir kam, waren wir auf dem Weg zurück nach Emberwood. Die anderen schienen also das Scheusal erledigt zu haben, wie mir bestätigt wurde. Sie schienen darüber hinaus noch mehr Glück gehabt zu haben, als ich dachte - sie berichteten von einer Begegnung mit einer Kreatur, die von Abscheulichkeiten begleitet wurde und das Auge aus einer Leiche herausschnitt, sie aber in Ruhe ließ. Ich konnte nicht anders, mein Blick wanderte sofort zu Mum, doch sie zeigte keine Regung. Glücklicherweise verlief der Rest unserer Reise ungestört.
Zurück in Emberwood hielten wir natürlich zuerst bei den Hooded Lanterns an, um Petra wieder mit ihrem Bruder zu vereinen. Dieser war überglücklich. Selbst nach all den Strapazen konnte ich nicht anders, als zu lächeln. Es war schön, eine Familie zu vereinen. Wäre noch schöner, wenn auch meine Familie das wieder könnte, aber das war mir geraubt worden. Was mich daran erinnerte, dass nun vielleicht der Zeitpunkt gekommen war, mit den anderen über das Arenading von BJ Mel zu reden. Doch nicht hier, inmitten all der Freude. Uns wurde angeboten, heute bei den Hooded Lanterns zu nächtigen, was ich gerne annahm. Rhyia verzog sich natürlich wieder in die Kapelle. Weitaus wichtiger jedoch war, dass wir von nun an auf dem Zettel standen.
Wir würden Aufträge der Hooded Lanterns annehmen können - und wenn wir den Kristall ablieferten vermutlich auch von der Amethyst Academy. Alles in allem dann doch ein recht erfolgreicher Tag, dachte ich, bevor ich einschlief.
Sitzung 5 & 6
Als ich morgens erwachte, war mein Kopf schon deutlich klarer. Na ja, wenn man mal von den höllischen Kopfschmerzen absah. Während ich mich für den Tag bereitmachte, überlegte ich mir, wie ich das sagen könnte. Also, dass ich es okay fand, dass sie nicht alles erzählte, weil’s bestimmt total traumatisch war und so. Und wie leid mir der Kommentar mit dem Namen tat. Aber eben auch, dass ich verflucht nochmal ernst von ihr genommen werden wollte. Heraus kam aber nicht viel mehr als ein „Tut mir Leid, Mum. Aber akzeptoer bitte, dass ich erwachsen bin”. So oder so ähnlich. Zu meiner unendlichen Erleichterung ritt sie nicht darauf herum oder verstand es so blöd, wie ich es ausdrückte. Ganz im Gegenteil schien sie sehr verständnisvoll und sagte nur, dass wir nunmal eine Menge Zeit nachholen mussten, was für uns beide nicht einfach war. Damit schien die Sache für sie erledigt, wofür ich sehr dankbar war.
Blieben nur noch diese verdammten Kopfschmerzen. Oh, der Abend war es wert gewesen, aber trotzdem… doch selbst dafür fand sich eine Lösung, als Rhyia zu uns stieß, meine Verfassung mit einem Blick erfasste und irgendeinen Hokuspokus veranstaltete - und die Kopfschmerzen verschwanden! Nun, zumindest fast vollständig. Einmal mehr dachte ich mir, dass Rhyia wahrscheinlich ein guter Saufkumpane sein könnte, wenn sie nicht immer alles so unendlich ernst nehmen würde. Nun fiel mir auch das Metallkonstrukt auf, dass hinter uns herlief. Mum hatte es wohl wieder zum Laufen gebracht… wann schlief sie eigentlich mal?
Gegen Mittag traf ich mich wieder mit meinen Mädels. Außerdem blieb uns so Zeit genug, bei der Vertreterin der Amethyst Academy im Red Lion’s Inn vorbeizuschauen und uns um Carolyns Angelegenheit zu kümmern. Wir hatten Glück, sie war anwesend, wenn auch noch am Essen. Was sie aber nicht davon abhielt, und zu empfangen. Damit endete allerdings meine Sympathie für sie. Irgendwas an ihr störte mich… es war nicht so, dass ich ihr irgendwas vorwerfen würde, aber sie umgab dieser Hauch von Arroganz von Leuten, die sich für besser hielten als andere.
Allerdings gab sie auch bessere Aufträge… sie war zwar wenig beeindruckt von unsere Ausbeute, erzählte uns aber von einem großen Klumpen Delerium in einer alten Taverne, der 1000 Gold wert wäre - sie würde uns hingegen 1250 Gold geben. Der Haken war lediglich, dass er in dem Nest der Ratten zu finden war. Was mich hingegen endgültig überzeugte, den Auftrag anzunehmen - immerhin war die Chance hoch, dass wir dort auch Petra und die anderen zwei ihrer Gruppe finden würden.
Ich hätte es dennoch bevorzugt, erstmal einen Tag zu entspannen und Kräfte zu sammeln, doch die anderen waren versessen darauf, noch heute aufzubrechen und ich wurde überstimmt. Da ich allerdings versprochen hatte, hin und wieder bei Crowe and Sons auszuhelfen, überließ ich die anderen einmal mehr ihren Geschäften, während ich ein paar ausgesprochen vergnügliche Stunde in der Schmiede verbrachte. Die gleichzeitig anspruchsvolle wie simple Arbeit machte es leicht, alles andere zu vergessen.
Da die Ratten wohl des Nachts ausschwärmten, brachen wir erst abends auf, um den zu erwartenden Widerstand möglichst gering zu halten. Ich ging jedoch mit einem sehr mulmigen Gefühl. Ich würde niemals vergessen können, was des nachts in Drakkenheim passieren konnte. Ich konnte nur hoffen, dass es diesmal anders war, denn es war unbestreitbar die klügere Alternative.
Zumindest unser Weg nach Drakkenheim hinein verlief deutlich entspannter und uns begegnete nichts Gefährliches. Nach einiger Zeit kamen wir an dem Ort an, wo die Taverne einmal gestanden hatte und machten uns auf die Suche nach dem Eingang. Dies gestaltete sich zwar etwas mühselig, doch schließlich fand ich den Eingang. da es noch zu früh war, beschlossen wir, uns in einem der umliegenden Gebäude zu verschanzen und zu warten, bis die Suchtrupps der Ratten ausgeschwärmt waren. Rhyia hatte sich klugerweise nach Spuren umgesehen, so dass wir ein Haus wählten, an dem sie offenbar selten vorbei kamen.
Dennoch ging es beinahe schief. Kurze Zeit später schwärmten die Ratten aus. Alles verlief wie gewollt, bis sich eine Ratte aus der Meute löste und schnüffelnd in unsere Richtung kam. Das Mistvieh hatte uns gerochen! Schnell warnte ich die anderen und begann, meinen Geruch mit umliegendem Dreck zu überdecken. Dann vernahm ich einen üblen Gestank hinter mir. Halb erwartend, dass die Ratten hier waren, drehte ich mich um und stellte fest, dass der estank von meinen Gefährtinnen kam - offenbar hatten sie sich magisch eine Auffrischungskur verpasst. Na super, aber mich im Dreck wühlen lassen… wenigstens funktionierte es, die Ratte wendete sich wieder ab. Wir warteten noch eine halbe Stunde und als niemand mehr das Nest verließ, wurde es Zeit, unserem Vorhaben Taten folgen zu lassen.
Durch einen langen, engen Gang stiegen wir hinab ins Dunkel, wo mir plötzlich klar wurde, dass ich im Dunkeln sehen konnte! Mir schien, meine Studien waren von Erfolg gekrönt. Hoffentlich auch die anderen, wir würden es wohl benötigen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der wir uns mittels Mums Kletterhaken und meinem Seil recht sicher fortbewegten, sahen wir Licht um die Ecke - und standen plötzlich einigen recht überraschten Rattenwesen gegenüber, die allerdings keine Zeit verloren, Schleudern und Keulen zu zücken. Mum reagierte als Erste und stürmte vor, nur um in eine Falle zu stürzen, über die ich hinwegsetzte und meine erste Ratte spaltete, um die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Was auch funktionierte - die Biester setzten mir schwer zu. Angeschlagen reagierte ich mehr instinktiv als bewusst, als mich eines der größeren Viecher angriff. Mit einer Stimme, die so gar nicht wie meine klang, hörte ich meinen Mund das Wort „Nein!” formen. Und beobachtete zu meiner großen Verwunderung, wie der Angriff nicht nur harmlos durch mich hindurchfuhr, als wäre ich gar nicht da, sondern gleichzeitig ein Rattenwesen, dass Mum bedrängte, niederstreckte. Hatte also auch das funktioniert. Fantastisch! Ich erwischte mich bei dem Gedanken, dass die anderen es hoffentlich gesehen hatten.
Hatten sie und es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet Mum davon sprach, dass ihr diese Sache mit der Rune und der Stimme nicht ganz geheuer war. Ich spielte es herunter, aber war doch zugegeben recht stolz. Da wir noch ziemlich gut unterwegs waren (vor allem dank Rhyias Magie), beschlossen wir, möglichst schnell weiterzuziehen. Je weniger Zeit wir verloren, desto geringer war die Chance, dass sich die Ratten formierten und härteren Widerstand leisten würden. Da es zwei Wege gab und keine Richtung eindeutig richtig war, warfen wir eine Münze - eine Methode, die wir noch häufig anwenden würden, die Rhyia sichtlich und hörbar missfiel. Während wir uns durch einen weiteren, engen Gang zwängten bekam ich mit halbem Ohr mit, wie Rhyia versuchte, Mum ins Gewissen zu reden, was ihre Verschwiegenheit gegenüber mir betraf. Wirklich rührend, musste ich zugeben. Aber da Mum und ich das bereits geklärt hatten und wir keine Ablenkung brauchten, rief ich ihr zu, dass das schon in Ordnung sei.
Wenig später kamen wir an eine Kreuzung. Der Weg nach links wurde schnell ausgeschlossen - dort befand sich nur ein Schlafnest, dass nach diversen Tricks von uns als unbewohnt eingestuft wurde. So gingen wir erneut per Münzwahl geradeaus weiter, wo wir erneut auf ein paar Ratten trafen, die diesmal allerdings mit der Anbetung einer Statue beschäftigt waren und so langsamer zu ihren Waffen griffen. Nachdem wir uns ihrer entledigt hatten, sahen wir uns weiter um und hörten dabei plötzlich eine weibliche Stimme! Dieser folgend, kamen wir in einen Raum, der an Abartigkeit kaum zu überbieten wurde… gefüllt mit Knochen und halb abgenagten Leichen, die teilweise nichtmal von ihren Ketten befreit worden waren und tot an der Wand hingen. Auch die Frau, der die Stimme gehörte hing so da und sah nicht gut aus. Nachdem wir sie befreiten, stellte sie sich wie vermutet als Petra vor. Immerhin diesen Teil der Expedition hatten wir damit erreicht, auch wenn für ihre Kameraden jede Hilfe zu spät kam.
Rhyia schlug nun eine Pause vor, doch ich war strikt dagegen. Sicher, möglicherweise wäre es gut gewesen, durchzuatmen - ich wusste aus Erfahrung, dass der Schutz durch diese Rune alles andere als unerschöpflich war. Aber ich war noch gut auf den Beinen und wollte mir beweisen, dass ich auch ohne diesen magischen Beistand zurechtkam. Wenn ich ehrlich war aber vor allem den anderen - Mum hatte ihre Erfahrung und offenbar technischen Fähigkeiten, Carolyn und Rhyia ihre Magie, ich hatte nur das hier vorzuweisen. Auch Petra, für die Rhyia die Pause insbesondere gedacht hatte, war erpicht darauf, Rache an den Ratten zu üben, was natürlich einen Sermon von Rhyia hervorrief. Ich verstand sie hingegen nur zu gut. Rhyia gab schließlich nach und so statteten wir Petra mit ein paar unserer übrigen Waffen aus und gingen weiter.
Ein weiterer Seitengang führte uns in ein weiteres Nest, dieses beherbergte allerdings eine schlafende Ratte. Wir witterten eine Chance, mehr über diesen Ort zu erfahren und so packte ich die Ratte, um sie in… Plauderlaune zu versetzen. Das gelang allerdings nicht wirklich… sie wies nur kurz in die ungefähre Richtung des Deleriumkristalls, bevor sie sich meinem Griff entwand und davonraste, nur um von gleich 3 Zaubern und einem Armbrustbolzen niedergestreckt zu werden. Nun, sie hatte ihr Verderben selbst gewählt…
So blieb nun noch der nächste Gang, dem wir einmal mehr bis zu einem Raum folgten. Diesmal traten wir in einen großen Raum, der diesmal nur von einem einzigen Rattenwesen beansprucht wurde - allerdings eines mit einem recht hünschen Stab und einem recht großen Deleriumkristall, eine recht potente Kombination, wie sich herausstellte. Statt uns anzugreifen oder davonzulaufen, schien er seinen Stab irgendwie damit aufzuladen - und im nächsten Moment formierten sich überall um uns herum die Knochen zu untoten Rattenwesen. Wir waren umzingelt! Ich verfluchte meinen Stolz - jetzt wäre etwas magischer Beistand wirklich hilfreich gewesen. Einmal mehr war es Rhyia, die den Kampf entschied. Während Petra noch meinen Dolch aus dem ersten gefallenen Wesen zog, murmelte sie wieder irgendwas Heiliges vor sich hin und plötzlich wandten sich 6 der 8 Skelette zur wilden Flucht. Das machte den Kampf bedeutend leichter, allerdings schien es dem Rattenmagier gar nicht zu gefallen und es hetzte Rhyia seine unscheinbar wirkende Haustierfledermaus auf den Hals. Die ihr mit einem Giftgemisch schwer zusetzte. Wütend kratzte ich ein paar Reste meiner Runenmagie zusammen und schlug mit aller Kraft mit der Peitsche nach dem Vieh, das regelrecht zerstob. Während ich die Peitsche wegsteckte, um das Schwert zu ziehen, zertrümmerte ich mit dem gepanzertem Ellenbogen dem Rattenskelett vor mir den Schädel, nur um festzustellen, dass der Kampf gegen diese Viecher bereits vorbei war.
Blieb also noch eins. Gemeinsam mit meiner auf ihrem Konstrukt reitenden Mutter stürmte ich los, um diesen Magier nicht entkommen zu lassen.
Sitzung 4
Nach einer kurzen Pause, um wieder zu Atem zu kommen, setzten wir unsere Suche nach Delerium fort. Schon kurz darauf stießen wir auf einen zerbrochenen Wagen - umringt von 3 Leuten. Oder besser 3 Leichen, wie Mum wenig später bestätigte. Es kam mir merkwürdig vor, dass nur diese 3 Leichen dort lagen und sonst niemand - es hieß, dass die Angreifer entweder keine Verluste erlitten hatten oder ihre Leichen beseitigt hatten, aber die ihrer Opfer liegen gelassen hatten. Eine Falle?
Ja. Doch obwohl wir uns so vorsichtig wie es mit metallisch klackenden Rüstungen halt ging fortbewegten, erkannten wir diese erst, als wir hineingetappt waren. Rune um uns herum schossen kleine… Rattenmenschen (?) heran. Über eine alleine hätte ich vermutlich gelächelt, doch es waren mehr. Viel mehr. Ehe wir es uns versahen, befanden wir uns ein weiteres Mal in einem Kampf auf Leben und Tod mit den erstaunlich treffsicheren Bastarden. Auch wenn sie einzeln kaum bedrohlich sein mochten, machte die Masse sie brandgefährlich. Rhyia bewies einmal mehr, wie hilfreich es war, sie auf der eigenen Seite zu haben, als sie mit einem Aufleuchten ihres Symboldings gleich mehrere niederstreckte, doch das konnte nicht verhindern, dass Mum von den Angreifern niedergeschlagen wurde. Ich spürte Panik in mir aufschreiben. Ich hatte sie gerade erst wiedergefunden und würde kein zweites Elternteil in diesen Ruinen verlieren! Voll verzweifelter Wut brach ich einem Ratling mit meinem Stiefel den Schädel und machte mich auf den Weg zu Mum, doch Carolyn und Rhyia waren bereits bei ihr, was mich unendlich dankbar machte und insbesondere bei Carolyn imponierte - im Gegensatz zu uns anderen war sie nicht schwer gerüstet, doch war bereit, ihr Leben für diese Person, die sie gerade erst kennen gelernt hatte, aufs Spiel zu setzen.
Rhyia rief noch einmal ihre Magie herbei und mehrere Ratten fielen. Man konnte von ihrem Glauben ja halten, was man wollte, aber er war… efizent? Diese Bücher… Doch nun hatten die Ratlinge sie als Ziel ausgewählt und auch Rhyia brach unter ihren Schlägen zusammen. Die Panik war wieder da. Zu unserem Glück hatte das letzte Aufleuchten und die Tatsache, dass Carolyn irgendwie den Kopf eines von 3 verbliebenen Ratlings einfach explodieren ließ (way to go, Carolyn!) ihren Kampfgeist erlöschen lassen und sie flohen. Als der Angriff vorbei war, übernahm die Panik vollends und ich stürzte zu Mum. Ich versuchte ihr zu helfen, und immerhin atmete sie noch, doch es schien, als hätte nichts einen Effekt. Ihre Wunden schlossen sich, doch ohne mein zutun, und doch wirkte es, als wäre sie nach an der Schwelle zum Tod. Nebenan kümmerte sich Carolyn offenbar erfolgreicher um Rhyia, deren Atmung sich beruhigte, doch ich starrte nur weiter auf Mum.
Die mit einem Mal die Augen öffnete und sich ruckhaft aufsetzte. Ich hinterfragte ihren verwirrten Ausdruck nicht groß, sondern freute mich nur, sie wiederzuhaben. In Windeseile bauten wir eine Trage für Rhyia aus dem zerbrochenen Wagen und durchsuchten die Gefallenen, wobei immerhin ein paar Kiesel Delerium abfielen. Völlig umsonst war der Ausflug also immerhin nicht gewesen. Beim Durchsuchen fiel uns weiterhin auf, dass die drei Leichen, die wir zuerst gesehen hatten, von der Hooded Lantern stammten und ganz offenbar nicht allein hier gewesen waren, doch wir waren nun wirklich nicht in der Verfassung, die Überlebenden zu suchen. Daher steckten wir nur ihre Abzeichen zur Identifizierung ein und zogen uns an einen sicheren Ort zurück um zum zweiten Mal an diesem Tag zu Atem zu kommen und Rhyia Gelegenheit zu geben, wieder zu Sinnen zu kommen.
Leider ließ sich diese Zeit damit, so dass wir sie zunächst auf der Trage weiter mitnehmen müssten. Gemeinsam mit dem Metallungetüm von vorhin keine leichte Aufgabe, doch die gelegentlichen Pausen, die wir dadurch einlegen mussten, erwiesen sich als fruchtbar, fand ich doch tatsächlich noch einen Behälter mit zwei deutlich größeren Deleriumfragmenten. Würde man uns in Emberwood vielleicht doch nicht auslachen. Als Rhyia dann nach mehreren Stunden immer noch nicht bei sich war, stieg schon langsam wieder Panik in mir auf, doch endlich schlug sie die Augen auf. Ich wollte sie schon überschwänglich umarmen aus Freude, doch erinnerte mich rechtzeitig an ihre Wunden und legte ihr nur die Hand auf die Schulter und sagte ihr, wie sehr ich mich freute, sie wieder unter uns zu wissen.
Mum hingegen benahm sich sofort wieder merkwürdig. Fragte Rhyia, was sie gesehen hatte, als sie auf der Schwelle des Todes stand. Ich beäugte Mum misstrauisch. Es war offensichtlich, dass sie etwas verheimlichte. MIR, ihrer Tochter, verheimlichte - und das tat weh. Mit zunehmender Ungeduld drang ich auf sie ein, endlich mal was zu erzählen, doch sie wich nur aus, was mich schlussendlich wütend machte. Irgendwann verstieg sie sich gar dazu, mich von oben herab wie ein kleines Kind von damals zu behandeln und mir zu sagen, dass sie es einfach besser wüsste als ich. Mein Geduldsfaden riss endgültig. Ich war ohnehin noch nie ein besonders geduldiger Mensch gewesen, aber das schlug dem Fass den Deckel ab. Ich explodierte, brüllte sie mit diversen Kraftausdrücken an und stampfte davon. Ich brauchte dringend Abstand von ihr. Ich besann mich schon nach kurzer Zeit darauf, dass es unklug war, hier allein zu sein und ließ die anderen wieder zu mir aufschließen, doch meine Wut auf Mum blieb. 15 Jahre hatten wir uns nicht gesehen und sie behandelte mich einfach weiter wie die 6-jährige von damals und schlimmer, log mir auch noch ins Gesicht, selbst wenn ich ihr sagte, dass ich ihr kein Wort glaubte!
Zurück in Emberwood, es war mittlerweile später Abend geworden, schauten wir zunächst bei der Hooded Lantern vorbei und gaben die Abzeichen ab. Der junge Captain, der sie sichtlich aufgeregt entgegennahm, fragte uns nach einer spezifischen Person, seiner Schwester Petra. Da sie nicht unter den Leichen war, nahm er offenbar an, dass sie noch lebte und drehte sich zum Gehen, vermutlich, um eine Expedition zusammenzustellen? Allerdings nicht ohne uns zu danken und im Gegenzug boten wir uns an, nach den Vermissten Ausschau zu halten. Ich war sehr froh darüber, dass die anderen das ebenfalls tun wollten, denn ich setzte gewisse Hoffnungen auf die Hooded Lantern, wie ich Georg, der mit uns im Hof zurückblieb, eröffnete. Dieser zuckte mit den Schultern und meinte, dass ich darüber mit dem Captain oder Lord Commander sprechen müsse, aber gab mir den Hinweis, dass die Queen’s Men in diesem Fall vielleicht eine gute Anlaufstele wären. Was Rhyia natürlich gar nicht gefiel.
Wir wandten uns zum Gehen. Die anderen wollten unsere Funde direkt verkaufen, ich hingegen sah die Zeit als günstig, mal ein bisschen Abstand von Mum zu gewinnen. Und ich wusste eine Person, die mir dabei helfen und vielleicht auch den Kopf gerade rücken würde. Ich informierte die anderen daher, dass ich zum Red Lion Hotel aufbrechen würde. Carolyn versprach ich noch, dass ich dort nicht, wie ich kurz vorher vorgeschlagen hatte, der Amethyst Academy auf den Pelz rücken würde, das war auch gar nicht mein Plan. Als ich mich schon ein bisschen entfernt hatte, holte Rhyia mich noch ein und bedankte sich bei mir für das Geschleppe ihrer selbst. War ja selbstverständlich, aber es tat gut, das zu hören. Da auch sie einiges für mein Überleben beigetragen hatte, erwiderte ich den Dank. Sie mochte teilweise extreme Ansichten haben, gepaart mit einer Lanze im Arsch, aber im Grunde war sie halt wirklich voll okay. Fast schon eine Freundin, auch wenn das Wort vielleicht (noch) etwas zu groß sein mochte.
Jedenfalls stiefelte ich dann los. Obedaius sagte, er wohne im Red Lion Inn, wir waren nur einen Tag weggewesen, die Chancen standen ganz gut, dass er noch da war. Allerdings wurde ich enttäuscht - die Chaoskumpanen waren nicht da. Allerdings wusste die Empfangsdame auch nicht, wohin, sie seien wohl noch nicht zurück. Schon wieder machte sich Unbehagen breit. Meine letzte Nacht in Drakkenheim war wohl die furchtbarste in meinem Leben gewesen - ich hoffte sehr, dass Obedaius und seine Crew nicht auf den Gedanken verfallen waren, dort eine Nacht zu verbringen. In der Hoffnung, sie vielleicht doch noch zu sehen, setzte ich mich eine Weile außerhalb des Dorfes an die Brücke. Dabei nagten sowohl Dads als auch Mums Worte zu den Büchern und dem Wissen darin an mir. Kurzerhand holte ich also Dads Bücher heraus und begann zu lesen. Muss sagen, war spannender als gedacht. Ich fand keine Rune von ähnlicher Beschaffenheit wie meine und verstand längst nicht alles davon, aber ein paar klangen in ihrer Wirkung sehr interessant.
Nach einer knappen Stunde oder so sah ich ein, dass Obedaius nicht kommen würde. Oder war er vielleicht doch noch in Emberwood? Wenn ja, wusste ich wo… wenn ich ehrlich zu mir war, glaubte ich selbst nicht daran. Aber ich wollte gerade auch gar nicht ehrlich zu mir sein, dann hätte ich nämlich noch andere Dinge eingestehen müssen, die mir gegen den Strich gingen. Und das Skull & Sword hatte ich ja sowieso als Endpunkt des heutigen Tages auserkoren, also warum nicht?
Ich begrüßte den Schädel mit einem fröhlichen „Lass den Kiefer mal nicht hängen” und trat ein. Natürlich waren weder Obedaius noch einer der seinen da, aber ich genoss trotzdem die, nun ja, ausgelassene Atmosphäre und setzte mich mit einem Bierkrug hin. Heute musste vergessen werden. Ich hatte allerdings kaum den ersten Krug gelehrt, als ein neuer vor meine Nase gestellt wurde und sich ein Mann mit schmalzigen Haaren, der etwas zu verzweifelt versuchte, schick gekleidet zu wirken, vor mich setzte. Nun, die Nacht war jung, warum nicht… allerdings entwickelte sich das Gespräch in eine ganz andere Richtung. Er gab sich recht schnell als Black Jack Mel, einer von den Queen’s Men zu erkennen und machte mir ein nahezu unverschämt gutes Angebot. Er sei noch auf der Suche nach Champions für ein Tag Team Turnier der Königin und hätte da meine Gruppe oder zumindest mich ins Auge gefasst, wenn ich jemand anderen auftreiben könnte, der ähnlich muskulös gebaut war. Ich ging in Gedanken meine Gefährten durch und fing an zu Grinsen, als ich erkannte, auf wen das zutraf. Rhyia würde ganz und gar nicht begeistert sein, obwohl Mel versicherte, dass Tod bei dem Turnier unerwünscht (wenn auch nicht völlig auszuschließen) sei und extra ein Priester zur Heilung bereit stand. Was das Angebot aber wirklich attraktiv machte war nicht der versprochene Spaß, sondern, dass Michael... äh, Mel, ehrlich zu glauben schien, dass die Königin alles wissen würde, was in Drakkenheim vor sich ging. Also auch den Mörder meines Vaters kennen würde. Und am Ende des Turniers den Siegern einen Wunsch erfüllte…
BJ Mel verabschiedete sich und bestellte mir ein weiteres Bier. Er schien sich sehr sicher, dass ich auf das Angebot eingehen würde. Während diese Sicherheit sicherlich übertrieben war, so musste ich doch zugeben, dass ich es sehr ernsthaft in Erwägung zog. Auch wenn es scheiße schwer sein würde, die anderen und besonders Rhyia davon zu überzeugen.
Aber das musste eh bis morgen warten. Jetzt galt es, den Tag würdig zu beenden. Während ich also begann, den Fraß des Sword & Skull zusammen mit weiterem Bier in mich reinzulöffeln, wanderte mein Kopf relativ ungewollt zu dem Buch zurück. Gedankenverloren packte ich mein Schwert auf den Tisch (was anscheinend niemanden störte - ich liebte diese Kneipe) und ein paar der Runen hereinzusetzen. Bücher waren ja schön und gut, aber nichts war besser als die Praxis… wie gut es mir gelang vermochte ich kaum zu sagen, der Alkohol tat seine Wirkung.
Nach einiger Zeit, draußen war es schon lange dunkel, stand ich also auf und wankte glückselig betrunken zurück zu unserer Scheune. Während ich mich mit einigen Schwierigkeiten aus meiner Rüstung schälte, registrierte ich trotzdem noch, dass Mum wach war und an irgendwas rumnähte. Sollte sie doch, die blöde… Mum. Während ich mich ins Heu warf (was sich irgendwie länger anfühlte, als es sollte… Alkohol halt), registrierte ich noch, wie Mum etwas davon sagte, dass sie nicht mehr warten könne. Halb dachte ich noch darüber nach, ob ich sie fragen wollte, aber sie würde mir ja doch nur wieder ausweichen. Vielleicht morgen, wenn wir’n bisschen was geklärt hatten.