Sitzung 5 & 6

Tueddelig
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Als ich morgens erwachte, war mein Kopf schon deutlich klarer. Na ja, wenn man mal von den höllischen Kopfschmerzen absah. Während ich mich für den Tag bereitmachte, überlegte ich mir, wie ich das sagen könnte. Also, dass ich es okay fand, dass sie nicht alles erzählte, weil’s bestimmt total traumatisch war und so. Und wie leid mir der Kommentar mit dem Namen tat. Aber eben auch, dass ich verflucht nochmal ernst von ihr genommen werden wollte. Heraus kam aber nicht viel mehr als ein „Tut mir Leid, Mum. Aber akzeptoer bitte, dass ich erwachsen bin”. So oder so ähnlich. Zu meiner unendlichen Erleichterung ritt sie nicht darauf herum oder verstand es so blöd, wie ich es ausdrückte. Ganz im Gegenteil schien sie sehr verständnisvoll und sagte nur, dass wir nunmal eine Menge Zeit nachholen mussten, was für uns beide nicht einfach war. Damit schien die Sache für sie erledigt, wofür ich sehr dankbar war.

Blieben nur noch diese verdammten Kopfschmerzen. Oh, der Abend war es wert gewesen, aber trotzdem… doch selbst dafür fand sich eine Lösung, als Rhyia zu uns stieß, meine Verfassung mit einem Blick erfasste und irgendeinen Hokuspokus veranstaltete - und die Kopfschmerzen verschwanden! Nun, zumindest fast vollständig. Einmal mehr dachte ich mir, dass Rhyia wahrscheinlich ein guter Saufkumpane sein könnte, wenn sie nicht immer alles so unendlich ernst nehmen würde. Nun fiel mir auch das Metallkonstrukt auf, dass hinter uns herlief. Mum hatte es wohl wieder zum Laufen gebracht… wann schlief sie eigentlich mal?

Gegen Mittag traf ich mich wieder mit meinen Mädels. Außerdem blieb uns so Zeit genug, bei der Vertreterin der Amethyst Academy im Red Lion’s Inn vorbeizuschauen und uns um Carolyns Angelegenheit zu kümmern. Wir hatten Glück, sie war anwesend, wenn auch noch am Essen. Was sie aber nicht davon abhielt, und zu empfangen. Damit endete allerdings meine Sympathie für sie. Irgendwas an ihr störte mich… es war nicht so, dass ich ihr irgendwas vorwerfen würde, aber sie umgab dieser Hauch von Arroganz von Leuten, die sich für besser hielten als andere.

Allerdings gab sie auch bessere Aufträge… sie war zwar wenig beeindruckt von unsere Ausbeute, erzählte uns aber von einem großen Klumpen Delerium in einer alten Taverne, der 1000 Gold wert wäre - sie würde uns hingegen 1250 Gold geben. Der Haken war lediglich, dass er in dem Nest der Ratten zu finden war. Was mich hingegen endgültig überzeugte, den Auftrag anzunehmen - immerhin war die Chance hoch, dass wir dort auch Petra und die anderen zwei ihrer Gruppe finden würden.

Ich hätte es dennoch bevorzugt, erstmal einen Tag zu entspannen und Kräfte zu sammeln, doch die anderen waren versessen darauf, noch heute aufzubrechen und ich wurde überstimmt. Da ich allerdings versprochen hatte, hin und wieder bei Crowe and Sons auszuhelfen, überließ ich die anderen einmal mehr ihren Geschäften, während ich ein paar ausgesprochen vergnügliche Stunde in der Schmiede verbrachte. Die gleichzeitig anspruchsvolle wie simple Arbeit machte es leicht, alles andere zu vergessen.

Da die Ratten wohl des Nachts ausschwärmten, brachen wir erst abends auf, um den zu erwartenden Widerstand möglichst gering zu halten. Ich ging jedoch mit einem sehr mulmigen Gefühl. Ich würde niemals vergessen können, was des nachts in Drakkenheim passieren konnte. Ich konnte nur hoffen, dass es diesmal anders war, denn es war unbestreitbar die klügere Alternative.

Zumindest unser Weg nach Drakkenheim hinein verlief deutlich entspannter und uns begegnete nichts Gefährliches. Nach einiger Zeit kamen wir an dem Ort an, wo die Taverne einmal gestanden hatte und machten uns auf die Suche nach dem Eingang. Dies gestaltete sich zwar etwas mühselig, doch schließlich fand ich den Eingang. da es noch zu früh war, beschlossen wir, uns in einem der umliegenden Gebäude zu verschanzen und zu warten, bis die Suchtrupps der Ratten ausgeschwärmt waren. Rhyia hatte sich klugerweise nach Spuren umgesehen, so dass wir ein Haus wählten, an dem sie offenbar selten vorbei kamen.

Dennoch ging es beinahe schief. Kurze Zeit später schwärmten die Ratten aus. Alles verlief wie gewollt, bis sich eine Ratte aus der Meute löste und schnüffelnd in unsere Richtung kam. Das Mistvieh hatte uns gerochen! Schnell warnte ich die anderen und begann, meinen Geruch mit umliegendem Dreck zu überdecken. Dann vernahm ich einen üblen Gestank hinter mir. Halb erwartend, dass die Ratten hier waren, drehte ich mich um und stellte fest, dass der estank von meinen Gefährtinnen kam - offenbar hatten sie sich magisch eine Auffrischungskur verpasst. Na super, aber mich im Dreck wühlen lassen… wenigstens funktionierte es, die Ratte wendete sich wieder ab. Wir warteten noch eine halbe Stunde und als niemand mehr das Nest verließ, wurde es Zeit, unserem Vorhaben Taten folgen zu lassen.

Durch einen langen, engen Gang stiegen wir hinab ins Dunkel, wo mir plötzlich klar wurde, dass ich im Dunkeln sehen konnte! Mir schien, meine Studien waren von Erfolg gekrönt. Hoffentlich auch die anderen, wir würden es wohl benötigen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der wir uns mittels Mums Kletterhaken und meinem Seil recht sicher fortbewegten, sahen wir Licht um die Ecke - und standen plötzlich einigen recht überraschten Rattenwesen gegenüber, die allerdings keine Zeit verloren, Schleudern und Keulen zu zücken. Mum reagierte als Erste und stürmte vor, nur um in eine Falle zu stürzen, über die ich hinwegsetzte und meine erste Ratte spaltete, um die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Was auch funktionierte - die Biester setzten mir schwer zu. Angeschlagen reagierte ich mehr instinktiv als bewusst, als mich eines der größeren Viecher angriff. Mit einer Stimme, die so gar nicht wie meine klang, hörte ich meinen Mund das Wort „Nein!” formen. Und beobachtete zu meiner großen Verwunderung, wie der Angriff nicht nur harmlos durch mich hindurchfuhr, als wäre ich gar nicht da, sondern gleichzeitig ein Rattenwesen, dass Mum bedrängte, niederstreckte. Hatte also auch das funktioniert. Fantastisch! Ich erwischte mich bei dem Gedanken, dass die anderen es hoffentlich gesehen hatten.

Hatten sie und es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet Mum davon sprach, dass ihr diese Sache mit der Rune und der Stimme nicht ganz geheuer war. Ich spielte es herunter, aber war doch zugegeben recht stolz. Da wir noch ziemlich gut unterwegs waren (vor allem dank Rhyias Magie), beschlossen wir, möglichst schnell weiterzuziehen. Je weniger Zeit wir verloren, desto geringer war die Chance, dass sich die Ratten formierten und härteren Widerstand leisten würden. Da es zwei Wege gab und keine Richtung eindeutig richtig war, warfen wir eine Münze - eine Methode, die wir noch häufig anwenden würden, die Rhyia sichtlich und hörbar missfiel. Während wir uns durch einen weiteren, engen Gang zwängten bekam ich mit halbem Ohr mit, wie Rhyia versuchte, Mum ins Gewissen zu reden, was ihre Verschwiegenheit gegenüber mir betraf. Wirklich rührend, musste ich zugeben. Aber da Mum und ich das bereits geklärt hatten und wir keine Ablenkung brauchten, rief ich ihr zu, dass das schon in Ordnung sei.

Wenig später kamen wir an eine Kreuzung. Der Weg nach links wurde schnell ausgeschlossen - dort befand sich nur ein Schlafnest, dass nach diversen Tricks von uns als unbewohnt eingestuft wurde. So gingen wir erneut per Münzwahl geradeaus weiter, wo wir erneut auf ein paar Ratten trafen, die diesmal allerdings mit der Anbetung einer Statue beschäftigt waren und so langsamer zu ihren Waffen griffen. Nachdem wir uns ihrer entledigt hatten, sahen wir uns weiter um und hörten dabei plötzlich eine weibliche Stimme! Dieser folgend, kamen wir in einen Raum, der an Abartigkeit kaum zu überbieten wurde… gefüllt mit Knochen und halb abgenagten Leichen, die teilweise nichtmal von ihren Ketten befreit worden waren und tot an der Wand hingen. Auch die Frau, der die Stimme gehörte hing so da und sah nicht gut aus. Nachdem wir sie befreiten, stellte sie sich wie vermutet als Petra vor. Immerhin diesen Teil der Expedition hatten wir damit erreicht, auch wenn für ihre Kameraden jede Hilfe zu spät kam.

Rhyia schlug nun eine Pause vor, doch ich war strikt dagegen. Sicher, möglicherweise wäre es gut gewesen, durchzuatmen - ich wusste aus Erfahrung, dass der Schutz durch diese Rune alles andere als unerschöpflich war. Aber ich war noch gut auf den Beinen und wollte mir beweisen, dass ich auch ohne diesen magischen Beistand zurechtkam. Wenn ich ehrlich war aber vor allem den anderen - Mum hatte ihre Erfahrung und offenbar technischen Fähigkeiten, Carolyn und Rhyia ihre Magie, ich hatte nur das hier vorzuweisen. Auch Petra, für die Rhyia die Pause insbesondere gedacht hatte, war erpicht darauf, Rache an den Ratten zu üben, was natürlich einen Sermon von Rhyia hervorrief. Ich verstand sie hingegen nur zu gut. Rhyia gab schließlich nach und so statteten wir Petra mit ein paar unserer übrigen Waffen aus und gingen weiter.

Ein weiterer Seitengang führte uns in ein weiteres Nest, dieses beherbergte allerdings eine schlafende Ratte. Wir witterten eine Chance, mehr über diesen Ort zu erfahren und so packte ich die Ratte, um sie in… Plauderlaune zu versetzen. Das gelang allerdings nicht wirklich… sie wies nur kurz in die ungefähre Richtung des Deleriumkristalls, bevor sie sich meinem Griff entwand und davonraste, nur um von gleich 3 Zaubern und einem Armbrustbolzen niedergestreckt zu werden. Nun, sie hatte ihr Verderben selbst gewählt…

So blieb nun noch der nächste Gang, dem wir einmal mehr bis zu einem Raum folgten. Diesmal traten wir in einen großen Raum, der diesmal nur von einem einzigen Rattenwesen beansprucht wurde - allerdings eines mit einem recht hünschen Stab und einem recht großen Deleriumkristall, eine recht potente Kombination, wie sich herausstellte. Statt uns anzugreifen oder davonzulaufen, schien er seinen Stab irgendwie damit aufzuladen - und im nächsten Moment formierten sich überall um uns herum die Knochen zu untoten Rattenwesen. Wir waren umzingelt! Ich verfluchte meinen Stolz - jetzt wäre etwas magischer Beistand wirklich hilfreich gewesen. Einmal mehr war es Rhyia, die den Kampf entschied. Während Petra noch meinen Dolch aus dem ersten gefallenen Wesen zog, murmelte sie wieder irgendwas Heiliges vor sich hin und plötzlich wandten sich 6 der 8 Skelette zur wilden Flucht. Das machte den Kampf bedeutend leichter, allerdings schien es dem Rattenmagier gar nicht zu gefallen und es hetzte Rhyia seine unscheinbar wirkende Haustierfledermaus auf den Hals. Die ihr mit einem Giftgemisch schwer zusetzte. Wütend kratzte ich ein paar Reste meiner Runenmagie zusammen und schlug mit aller Kraft mit der Peitsche nach dem Vieh, das regelrecht zerstob. Während ich die Peitsche wegsteckte, um das Schwert zu ziehen, zertrümmerte ich mit dem gepanzertem Ellenbogen dem Rattenskelett vor mir den Schädel, nur um festzustellen, dass der Kampf gegen diese Viecher bereits vorbei war.

Blieb also noch eins. Gemeinsam mit meiner auf ihrem Konstrukt reitenden Mutter stürmte ich los, um diesen Magier nicht entkommen zu lassen.