• Saturday, 16. November 2024 23:43

Sitzung 31

Anarath
0 Comments
Da es bereits spät war entschieden wir uns doch noch die Nacht in der Stadt zu verbringen. Auch wenn Bahaamul sicher „The Dark Horse“ vorgezogen hätte, war die allgemeine Stimmung eher Richtung einer gewöhnlicheren Taverne gehend. So begaben wir uns zum „Nobodies Inn“. Hier war es aber auch nicht wie gewohnt. Es gab keine Bediensteten, keine typische Theke. Wir erkundigten uns bei den Einheimischen und erfuhren, dass hier alles per Selbstbedienung funktioniert. Am Ende zahlt man eine Summe, die man selbst bestimmt in eine Box ein. Durchaus ungewöhnlich. Gorok und Leeroy vermuteten gar, dass dies kaum in einer Stadt wie Zoica möglich wäre. Wir aßen und ließen eine anständige Nachtruhe folgen.
 
Bereits früh am nächsten Morgen, wir waren kaum zum Frühstück heruntergekommen, stand bereits ein Bote Dodd’s in der Taverne, um uns über die Verrichtung der Abreisevorbereitungen zu informieren. Auch wenn unsere Aufgabe nur wenig Aufschub duldete, mussten wir dennoch gestärkt losziehen. Nach einer guten Mahlzeit begaben wir uns nun also zum Hafen. Die „Square Sail Charly“ wartete auf uns und setzte sich sofort in Bewegung, kaum das wir das Schiff betreten hatten. Ein eigentümliches Gefühl auf einem so großen Schiff zu reisen. Der Kapitän, ein Gnom namens Brarn Dartel Goldmudder, wurde noch einmal von uns instruiert, damit es bei Ankunft in Caer Aeslyn keine Probleme geben würde.
 
Was eine ruhige Überfahrt hätte sein sollen, fing aber schon kurz nach unserer Abreise an komplizierter zu werden. Zuerst fing Bahaamul an Seekrank zu werden und war überhaupt nicht mehr zu gebrauchen. Dann lief der Schiffskoch wild durch die Gegend und behauptete es würde an Bord Geister geben. Das versetzte die Crew in Aufruhr. Weder wollte er Essen zu bereiten, noch die Crew ihrer regulären Tätigkeit nachgehen, bevor das Problem gelöst sei. Wir vier sollten dieses Problem lösen. Tatsächlich gingen merkwürdige unter Deck vor. Eigenartige Geräusche, Dinge bewegten sich scheinbar von Geisterhand und komische Schatten waren hier und da zu erkennen. Während unserer Suche nach dem potentiellen Geisterwesen half uns der Seegang auch nicht weiter. Stetig stießen wir uns die Köpfe oder verloren das Gleichgewicht. Ausgehend von unserer Erfahrungen der Reise in dem kleinen Boot hatte ich es so schlimm allerdings nicht in Erinnerung. Es musste wohl der Größe des Schiffs geschuldet sein.
 
Nachdem wir einige Zeit auf den verschiedenen Decks des Schiffes nach unserem Geist gesucht hatten, fand ich Hinweise darauf, dass es sich vielleicht um ein Tier handeln könnte. Eine Art Affe gegebenenfalls. Und schon kurze Zeit spöter sollte sich der Verdacht bestätigen, als Gorok einen fing. Havner, der Koch, war hingegen davon überzeugt, dass es kaum dieser Affe allein gewesen sein konnte. Aus seiner Sicht spukte es immer noch. Als er zur Flasche griff schien unser neuer pelziger Freund auch interessiert zu sein. Noch nie hatte ich gelesen, dass Affen Alkohol trinken würden, doch dieser hier tat es, sobald es ihm angeboten wurde. Als er ein zweites Glas eingeschenkt bekam, schnappte er dies und rannte los.
 
Wir folgten und fanden zu unserer Überraschung heraus, dass er es einem blinden Passagier brachte, der in einem großen Fass am Rauchen war. Tief im Inneren des Fasses saß ein Gnom mit Seemannshut und Pfeife. Er stellte sich als Zakkel Nip Zottelbart und seinen Affen als Apu vor. Auch machte er keinen Hehl darum, dass er eine kostengünstige und möglichst schnelle Reisemöglichkeit aus der Statt heraus brauchte. Angeblich sei er selbst ein Kapitän, jedoch ohne eigenes Schiff. Hat man sowas schonmal gehört? Nach einem kurzen Informationsaustausch bat er uns seine Anwesenheit geheim zu halten. Sollte er aber wider erwartend erwischt werden, hatte ich Bedenken, dass es negativ auf uns zurückfallen könnte, falls die Mannschaft sich entschließen sollte ihn von Bord gehen zu lassen. Toter Gnom während ein Mensch anwesend ist. Die allgemeine Meinung schien aber zu sein, dass uns das nichts anginge. Ich war mir unsicher, ob ich diesen Gedanken teilte, oder gar teilen mochte.
 
Für den Moment aber war dies nebensächlich. Es machten sich bereits neue Probleme breit. Der Wellengang war kritisch geworden und irgendwas schien das Schiff gerammt zu haben. Unsere Gruppe begab sich an Deck. Offenbar bewegten wir uns nicht, was dazu führte, dass die Gnome eine Art Anti-Seekrankheit entwickelten. Grün im Gesicht und ihren Mageninhalt verteilend suchten sie Halt wo immer möglich. Der Kapitän war sich nicht sicher, woran es lag, dass wir nicht weiterreisen konnten. Auf die Aufforderung das Schiff nach Schwachstellen aufgrund des kürzlichen Einschlags zu untersuchen rannten Gorok und Leeroy wieder unter Deck. Bahaamul schien derweil langsam wieder Farbe ins Gesicht zu bekommen. Der Stillstand des Schiffes bekam ihm. Ich hatte derweil die Vermutung, dass die Seehexe ihre Finger im Spiel haben könnte.
 
Mein Anrufen blieb aber ohne Antwort. Als die Beiden wieder hochkamen hatte sich die Situation noch einmal verändert. Wir sanken! Aber ganz ohne Schäden erlitten zu haben, wie Gorok und Leeroy mitteilten. Mehr noch war das Wasser bereits über das Schiff hinaus gekommen, doch es trat nicht ins Innere hinein. Ein Wyrm erschien. In drakonisch machte er deutlich Hunger zu haben. Gorok reagierte sofort und warf ein Fass mit Essen hinüber. Der Wyrm verschwand, unser Problem blieb. Inzwischen war auch Zakkel aus seinem Fass gekrochen. Doch er trat nicht allein an Deck. Neben ihm stand auch ein uns unbekannter Elf, der sich als Joni vorstellte. Langsam wurde es irritierend. Und zu allem Überfluss vernahmen wir nun eine Stimme, die aus einem Eimer mit aufgewischtem Erbrochenem kam. Eine der Gruppe bekannte Stimme. Die der Seehexe. Aber uns und im Besonderen Leeroy und mich ignorierend wandte sie sich stattdessen an Zakkel.
 
Eine Form von Überraschung lag in ihren Äusserungen, als sie nach seiner Anwesenheit fragte. Sie stellten sich einander vor, womit wir endlich auch ihren Namen erfuhren. Sycora. Schnell wurde klar, das sie auch die Ursache für das Sinken des Schiffes sei. Ganz offensichtlich hatte es ihr missfallen, dass wir uns für ein anderes Schiff entschieden hatten - was wir aber nicht zuletzt aufgrund der Warnungen von Dodd bezüglich der „The Third Wheel" taten. Unser blinder Passagier aber schien gleich einen Draht zu ihr aufgebaut zu haben und handelte einen Deal aus. Er würde ihr einige Geschichten erzählen, während wir weiterreisen durften. Allerdings nicht in diesem Schiff. Wir hätten zwei Beiboote zu nehmen. Und zu guter Letzt bestand er auf einem Handschlag. Was nun passierte, sprang alle meine Erwartungen. Sie stimmte zu. Zakkel ging über eine Brücke aus Wasser ins Innere des Sees und bekam die wahre Gestalt Sycora’s zu sehen. Doch behielt er ihre Erscheinung für sich.
 
Leeroy und ich waren Perplex. Nach allem, was wir den letzten Monat durchgemacht hatten. Unsere Leben aufs Spiel gesetzt, versucht Frieden zu stiften und ein großes Unheil zu verhindern, wurden wir derart nichtig behandelt. Die Enttäuschung saß tief. Zusätzlich machte sich aber auch ein weiteres Gefühl breit, welches ich versuchte direkt wieder unter Kontrolle zu bekommen. Jetzt galt es die Reise fortzusetzen. Wir informierten den Kapitän, organisierten Vorräte und bestiegen die Beiboote. Die „Square Sail Charly“ war indes wieder an die Wasseroberfläche transportiert worden. Von hier aus reisten wir in entgegengesetzte Richtungen. Unser Tempo war dabei aber horrend. Während Zakkel Geschichten zum Besten gab, beschleunigte Sycora unsere Reise deutlich und lauschte den Worten des Gnoms. Gorok wechselte sich von Zeit zu Zeit mit ihm ab, damit unser „Kapitän“ seine Stimme mal schonen konnte und auch etwas Ruhe bekam. Die Fahrt war bis auf ein Zusammentreffen mit zwei Wyrmen ereignislos.
 
Als der späte Abend hereingebrochen war schien irgendetwas nicht zu stimmen. Zunächst realisierten wir es gar nicht, aber das Wasser war um uns herum verschwunden. Vor sahen wir zudem eine Mauer. Als wir nach und nach wach wurden und die Situation untersuchten, stellten wir fest, dass wir auf einer Wassersäule standen. Wir blickten direkt auf das Anwesen des Bürgermeisters. Jetzt, da Gorok aufgehört hatte seine Geschichte zu erzählen, hörten wir zudem eine Stimme. Sie wirkte alt und bekannt. Adaktar saß vor seiner Hütte und hatte Gorok zuletzt gelauscht und zeigte sich nun über das abrupte Ende enttäuscht. Der Ein der Andere von uns bekam allerdings ein mulmiges Gefühl in dieser Höhe zu schweben. Wir packten unsere Sache und verließen die Boote. Kaum waren wir herunter löste sich die Säule auf und die Boote stürzten in die Tiefe. Die bloße Vorstellung in einem gesessen zu haben, wenn dies passierte, war erschreckend.
 
Nach einem kleinen Gespräch mit dem alten Mann setzten wir uns in Bewegung. Es war zwar schon dunkel, aber noch nicht zu spät, weswegen wir versuchten direkt unseren Auftrag mit dem Bürgermeister zu erfüllen. Damit es keine unangenehmen Erlebnisse gab, schilderten wir Zakkel die Situation bezüglich Menschen und Gnomen. Seine Lösung, um unerkannt zu bleiben, war recht einfallsreich. Er zerzauste seinen massiven Bart und verteile ihn über den Großteil seines Gesichtes. Im Grunde starrten nunmehr nur noch zwei Augen aus einem Ball an Haaren hervor. An der Pforte zum Haus des Bürgermeisters angekommen erfuhren wir, dass Malkovich tatsächlich schlief - sehr zur Überraschung von Leeroy und mir. Offenbar ging es ihm deutlich besser, nachdem die Angriffe auf die Statt ausblieben. Was zwei angeheuerten Zwergen und ihrer Ballista zugeschrieben wurde. Heute würde wir nicht mehr viel erreichen, daher zogen wir uns in die Taverne zurück. Ein kleines Abendmahl später lagen wir auch schon in den Federn.
 
Nach einem etwas ungewöhnlichen Frühstück versuchten wir erneut mit dem Bürgermeister zu sprechen. Joni verkleidete zuvor Zakkel aber noch so gut, dass dieser glatt als Zwerg durchging. Tatsächlich war er wach, bei guter Laune und freute sich von der Rückkehr Leeroy’s und mir zu hören. Er berichtete, dass Dyfel augenscheinlich einige Male versucht hatte eine Suchaktion nach uns zu starten. Jetzt, da wir aber hier waren, gab es diesbezüglich ja keinen Handlungsbedarf mehr, so meint er. Leider fing er an das ganze Ereignisse begießen zu wollen. Und so jagte ein Glas das Nächste. Volltrunken wie er nun war, waren viele meiner Worte für die Katz. Nicht, dass ich viele gehabt hätte, da sie mir im Halse stecken blieben. Also kürzte ich die Situation ab. Der Pakt zwischen Türen Schappanok und Caer Aeslyn wurde unterzeichnet. Im Anschluss fragten wir nur noch nach Travok. Diesen hatte Malkovich aus der Stadt gejagt, nachdem er dessen Geldbeutel an sich nahm. Offenbar plapperte Travok etwas von einer Miriyala, die er finden wollte, bevor er nördlich in der Wüste verschwand. Danach gingen wir.
 
Ein Problem folgte auf das Nächste. Wie sollten wir den Propheten finden? Wir hatten vor uns zunächst noch einmal in der Taverne zusammenzusetzen und über die Situation zu beraten. Ich bat darum nachkommen zu können, da ich zunächst noch etwas anderes zu erledigen hatte. Dyfel machte sich Sorgen. Ich schuldete ihm einiges, er war schon fast väterlich zu mir gewesen als ich hier ankam und in gewisser Weise war es bei ihm fast in meiner Heimat gewesen. Nur ohne die negativen Parts. Leeroy wollte mich begleiten, da er noch ein Buch suchte. Dyfel war ausser sich vor Freude. Wir tauschten einige Neuigkeiten aus. Er hatte eine neue Assistentin namens Linda, die aber wohl seine Erwartungen nicht erfüllen konnte. Das Geschäft lief. Durch die ausbleibenden Angriffe fing die Stadt an sich langsam zu erholen. Ich deutete an damit in Verbindung zu stehen und das unsere Reise so gesehen erfolgreich war. Vorsichtig versuchte ich ihm aber auch klarzumachen, dass ich nicht bleiben könnte. Nach einem Moment der Enttäuschung gab ich ihm jedoch mein Versprechen zurückzukommen, sobald meine Aufgabe erfüllt wäre. Als er mich zum Abschied in den Arm nahm und mich dabei Tochter nannte verblieb ich sprachlos. Damit hatte ich nicht gerechnet.
 
Im Anschluss stießen Leeroy und ich wieder zu den Anderen. Verschiedene Dinge kamen bei unserer Besprechung heraus. Joni war eine Art Kopfgeldjäger, der von einem Zwerg namens Derrin in Zoica gerufen wurde. Sie scheinen alte Bekannte zu sein. Zakkel wurde über unser Vorhaben in Kenntnis gesetzt und meinte er würde uns begleiten wollen, sofern sich das positiv auf seinen Geldbeutel auswirken würde. Es gäbe da wohl noch ein paar Schulden zu begleichen. Diese Wortwahl ließ mich zusammenzucken, da auch ich diesbezüglich noch etwas zu erledigen hatte mit Clydo, wobei Zakkel mir helfen wollte und Gorok Geld beisteuerte, falls wir das verlorengegangene Boot wirklich bezahlen müssten. Zusätzlich machten Leeroy und Gorok Zakkel die Zusammenarbeit schmackhaft, da sie auf Ruinen in der Wüste verwiesen, die gegebenenfalls über Schätze verfügen würden. Und zu guter Letzt wollten sich Leeroy, Bahaamul und Gorok einmal in der Stadt umhören, ob sie Informationen bezüglich Travok zusammentragen konnten. So teilten wir uns auf.
 
Zakkel und ich trafen in Clydo’s Spelunke ein. Der Hausherr war unzufrieden und wollte mich gleich um meinen Geldbeutel erleichtern, doch der Gnom nahm sich direkt seiner an. Erzählte ihm eine wirre Geschichte um Gelder und Bootsbau und was dabei für Clydo rausspringen würde. Dieser zog derweil Silber um Silber für überteuertes Bier aus Zakkel’s Börse. Am Ende ging der Plan nicht auf. Sichtlich amüsiert wandte sich Clydo nun aber doch an mich. Meine Versuche ihm klarzumachen, was das Boot bewirkt hatte und wie er das für sich als Erfolg verbuchen könnte hatten keinen Einfluss. Selbst nachdem er nun wusste, dass die Gnomenangriffe dank Leeroy und mir der Vergangenheit angehörten hinderte das seine Gier nicht. In mir keimte wieder dieses Gefühl auf. Und es fiel mir schwer es diesem undankbaren Raffzahn gegenüber zu unterdrücken. Flammen brach aus meinen Händen hervor und ich drohte ihm seinen Schuppen in Asche zu verwandeln, wenn er uns nicht entgegen käme. Er willigte ein sich mit der Hälfte zufrieden zu geben. Ich wusste wohl, dass selbst dies zu viel war, aber ihn zu zwingen uns alles zu erlassen schien mir auch nicht richtig. Die Flammen erloschen und ich verließ das „Mermaid’s Mischief“. Zakkel folgte. Draussen versuchte ich mich wieder zu fassen. Was durch die unnachahmliche Art des Gnoms schneller gelang als gedacht, da er mich trotz der Situation zum Lachen brachte.
 
Als wir wieder zurück in die Taverne kamen, trudelten auch die Anderen bald ein. Joni war allerdings inzwischen verschwunden. Sicher war er bereits auf dem Weg nach Zoica. Wir erfuhren, dass die erste Anlaufstelle nicht allzu viel zutage förderte. Der Sheriff wusste auch nur, was jeder wusste. Aber er brachte sie auf die Spur einer anderen Person, die vielleicht mehr wissen könnte. Dieser jemanden hatte laut Gorok große Ähnlichkeiten mit Marco aus Zoica hat. Gorok vermutete gar eine Verwandtschaft und schilderte auch die Art und Weise, wie Kinder genutzt wurden, um Informationen zu beschaffen. Carvin hieß er, und war der neue Leiter des Waisenhauses. Er nannte zumindest den vollständigen Namen der Frau, nach der Travok suchte. Miriyala Leafling. Und ein weiterer Mann schien unterwegs zu sein, um sie zu finden. Pesh, der Barde, dem ich kurz nach den Ereignissen in Shrum begegnete. Wie sich herausstellte, hatte auch Gorok schon von Pesh gehört. Die einzig weitere nützliche Information war, dass Travok eine Oase aufsuchen wollte. Doch welche genau, erfuhren sie nicht. So wirklich viel war das nicht.
 
Es würde sich noch erweisen müssen, ob es überhaupt möglich werden würde Travok aufzuspüren.