• Samstag, 16. November 2024 18:18

Sitzung 29

Anarath
0 Kommentare
Das Wetter war gut und unsere Aufgabe klar. Wir hatten einen weiten Weg vor uns, um Caer Aeslyn zu erreichen. Ganz nebenbei galt es aber noch einen Zwischenstopp in der Tempelbibliothek zu machen. Dementsprechend hatten wir keine zeit zu verlieren. Auf dem Rückweg begleitete uns keine Eskorte, doch zumindest waren wir beritten.
 
Auf halber Strecke ergab sich eine gute Gelegenheit für eine Pause und auch die Möglichkeit ein paar Kräuter zu sammeln. Beim Ernten kam mir ein Gedanke. Was wäre, wenn diese Ringe, die wir fanden, überhaupt nicht funktionierten? Wenn wir sie in einem Kampf einsetzen wollten, oder gar mussten, und sie versagen würden? So bat ich Leeroy sie einmal zu testen. Herauszufinden, ob sie taugten. Er willigte ein. Zu unserem Erstaunen war ihre Magie noch immer aktiv. Die Verwandlung in einen Ettin gelang, auch wenn das Gefühl eigenartig war.
 
Aus heiterem Himmel jedoch hallte plötzlich ein Schrei durch das Grasland. Die große Gestalt eines Orks schnellte uns entgegen, samt gezogener Axt. Und dazu gesellte sich auch noch ein Rachengeborener in dicker Rüstung. Wir kannten diese Leute nicht, sie mussten uns sicher mit jemandem verwechseln. So versuchten wir zum Einen den Schlägen auszuweichen, als auch die Situation aufzuklären. Irgendwann gelang es den Zauber der Ringe zu beenden. Als wir uns zurückverwandelten kehrte erst einmal wieder Stille ein. Zeit den Sachverhalt zu erläutern.
 
Es sollte sich herausstellen, dass der Rüstungsträger, Bahaamul war sein Name, ein Anhänger der Drachenpriester war. Sein Begleiter, ein Halbork namens Gorok, war ein Freund von ihm. Einige Erläuterungen folgten. Ich konnte glaubhaft darlegen, dass wir keine Bedrohung darstellen und im Auftrag von Toira unterwegs waren. Beide blieben zwar skeptisch, doch wir kamen überein gemeinsam zur Gnomenstadt zu reisen, um unsere Geschichte bestätigen zu lassen. Da wir nun zu viele waren, um beritten weiterzureisen, dauerte es etwas länger, als ursprünglich angedacht die Stadt zu erreichen.
 
Am Tor angekommen wurde zumindest gleich klar, dass Bahaamul hier ziemlich bekannt war. Die Wachen grüßten ihn sogar noch vor mir. Was nach allem, das ich bisher als Drachenpriester erleben durfte ungewöhnlich war. Doch unser Eintreten war keinesfalls ohne Probleme. Der Drachengeborene blickt hinüber zur Tempelanlage und sah auch schon aus der Ferne gewisse Teile der zuletzt stattgefunden Zerstörung. Samt einiger Rauchschwaden. Irgendwo musste noch immer etwas am Brennen sein. Mein beschwichtigender Kommentar bei dem Vorfall anwesend gewesen zu sein und dass er sich nicht Sorgen müsse führte jedoch dazu, dass er uns wieder misstraute.
 
Antworten wurden verlangt. Jetzt. Ich fürchtete, dass es erneut zu einem Missverständnis kommen könnte, wenn die Situation nicht aufgeklärt würde und willigte daher ein. Leeroy und ich folgten ihm, Gorok tat dasselbe. Wir erreichten eine Art Taverne mit dem eingängigen Namen „The Dark Horse“. Zu unserer Überraschung war es fast völlig dunkel im Inneren. Dank meines halbelfischen Blutes hatte ich die Fähigkeit in der Dunkelheit zu sehen. Und von dem was ich beobachten konnte galt das auch für Gorok. Bahaamul schien sich hier blind auszukennen. Leeroy hingegen hatte etwas mit der Orientierung zu kämpfen. Als wir schließlich saßen wurde klar, dass Bahaamul aufgrund seiner Herkunft als Drachengeborener ein immenses Ansehen genoß. Aber auch, dass dieser Ort wohl seine primäre Rückzugsstätte war. Offensichtlich hielt er es auch für sinnvoll sich hier über Themen zu unterhalten, die eigentlich eher nicht in der Öffentlichkeit besprochen würden.
 
So fingen Leeroy und ich zu erzählen an. Vielleicht ließen wir einige Details für den Moment aus, aber im Kern erfuhren die beiden nun das Meiste zu unserer Reise. Vor allem aber unsere Beweggründe und alles über die aufgezogene Gefahr Shadar Logoth’s. All dies führte zu einer überraschenden Aussage: Sie würden uns begleiten. Bahaamul scheint nes als seine Pflicht zu sehen aktiv zu werden. Gorok hingegen hatte eine nicht weniger überraschende Mitteilung zu machen. Nämlich, dass er mich kennen würde. Zumindest aus Erzählungen. So wie sich die Situation darstelle reiste er bis vor Kurzem noch mit Garret zusammen. Ich war perplex. Wie groß mochten die Chancen dafür gewesen sein? Dem chaotischen Halbling ging es wohl gut. Zudem hatte der Halbork auch noch einige interessante Details zu deren bisherigen Unternehmungen beitragen. Seiner Ansicht nach wäre seine Anwesenheit hier durch die neuesten Ereignisse absolut gerechtfertigt. Er würde zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu seinen Gefährten stoßen.
 
Zwar wusste ich Gorok nicht einzuschätzen, aber da er zuvor mit Garret gereist war, muss er wohl in Ordnung sein. Und Bahaamul machte einen aufrichtigen Eindruck. Auch Leeroy schien es zu freuen etwas mehr Muskelkraft an unserer Seite zu wissen. So hießen wir sie bei unserer Unternehmung herzlich willkommen. Nun galt es nur noch ein paar Dinge zu erledigen, bevor wir nach Caer Aeslyn aufbrechen konnten. Ein schneller Besuch beim Schneider, um mein fertiges Gewand abzuholen. Im Anschluss der geplante Besuch im Tempel. Dort angekommen machte sich Bahaamul zunächst ein Bild von den Schäden, bevor er sich mit Gorok zu Toira aufmachte, um Bericht zu erstatten. Leeroy und ich gingen derweil Richtung Bibliothek.
 
Wir hatten am Tag der Katastrophe nur wenig darauf geachtet, aber die Flutwelle der Seehexe hatte die Bibliothek verwüstet. Von den Feuern verschont geblieben war sie stattdessen unter Wasser gesetzt und hinweggespült worden. Der Bibliothekar und einige andere Tempelangehörige waren dabei nach unversehrten oder restaurierbaren Büchern zu suchen. Meine Hoffnung schwand, dass wir nun noch Informationen zu der Prophezeiung oder gar Belaxarim finden würden. Einzig ein Buch fiel mir auf, dass in einem brauchbaren Zustand war. Es müsste etwas Arbeit hineinfliegen, um es aufzuarbeiten, aber das würde ich sicher hinbekommen. Mit der Erlaubnis des Bibliothekars nahm ich es an mich. Gemeinsam mit Leeroy schritten wir nun Richtung Halle.
 
Gorok und Bahaamul kamen uns soeben entgegen. Da er nun auch den Schaden der Bibliothek wahrnahm keimte erneut Skepsis in ihm auf. Wir erzählten zuvor von einem Feuer. Hier aber gab es nur Wasserschäden. Ich konnte ihm sein Misstrauen nicht übel nehmen, wir kannten uns auch gerade erst einen halben Tag und bereits jetzt bekam er den Eindruck, dass wir ihn belügen würden. Keinesfalls wollte ich die Situation verschlimmern. Also suchten wir uns eine stille Ecke. Gorok und Leeroy hielten nach neugierigen Zuhörern Ausschau, während ich Bahaamul von Roganor beziehungsweise der Seehexe berichtete. Es war für ihn nur schwer zu glauben, doch versicherte ich ihm, dass Toira auch darüber bescheid wusste und wir es derzeit einfach zu nehmen hatten, wie es kam. Die Stabilität des Ortes konnte nicht noch weiter in Gefahr gebracht werden, besonders nicht jetzt, da ein machthungriger Drache die Lande bedrohte.
 
Er akzeptierte. Da wir sowieso noch unser Schiff organisieren müssten, würde er zudem die Möglichkeit bekommen mit dem „neuen“ Roganor zu sprechen. Wir setzten uns also in Bewegung diesen aufzusuchen. Es folgte ein typisches Zusammentreffen. Die Seehexe hatte nicht viel für unsere Belange übrig, wirkten gar gelangweilt, hielt sich aber an die Vereinbarung. Ein schiff war schon bereitgestellt worden. Was aber auffiel war, dass sie nun ganz versessen auf Bücher war. Ich sollte ihr eines geben. Zunächst wollte sie das in Mitleidenschaft gezogene, doch konnte ich sie davon abbringen und gab ihr stattdessen ein Anderes, dass ich schon seit Caer Aeslyn mit mir herum trug. Und dann konnten wir nur ganz knapp verhindern, dass sie sich Gorok’s bemächtigten würde. Auf ein Kompliment hin prahlt dieser etwas fiel mit seiner Stärke, was die Seehexe offenbar anziehend fand. Insofern, als das sie zu überlegen schien einen neuen Körper in Beschlag zu nehmen. Dieser Kelch ging aber zum Glück an uns vorüber.
 
Wir suchten das Weite. Nicht zuletzt, da unser Schiff bereitstand und wir noch einiges vor uns haben würden. So folgten wir dem Weg zum Hafen. Nur eines der Schiffe dort war klar ersichtlich abfahrtbereit. Zu unserem Entsetzen wirkte das Gefährt nicht wirklich seetauglich. Der Dockmeister würde uns sicher mehr dazu sagen können. Bahaamul führte uns zu ihm. Dort angekommen bestätigte er unseren Verdacht. Das Schiff „The Third Wheel“, welches uns Roganor zur Verfügung gestellt hatte, war kaum mehr als Treibgut. Ein Trainingsschiff, das nicht für Aufgaben auf hoher See taugte. Es würde wohl an ein Wunder grenzen, wenn wir die Hälfte der Reise damit zurücklegen würden. Die Seehexe trieb ein übles Spiel mit uns - und sich selbst, denn Shadar Logoth würde kaum vor ihr Halt machen.
 
Jedoch Dank des Einflusses unseres Drachengeborenen und Hafenmeister Dodd’s Wunsch die Schiffe wieder seetauglich zu machen konnten wir uns ein Anderes aussuchen. So wählten wir das Schnellste unter ihnen, um möglichst wenig Zeit auf offener See verbringen zu müssen. Dodd würde sich dann um die Bemannung und das besorgen mit Versorgungsgütern kümmern. Besonders jene, die gebraucht würden, um etwaige ungebetene Gäste auf hoher See zu befrieden. In mir keimte Angst auf. Was für Ungetüme mochten dort unter der Wasseroberfläche hausen?
 
Je nach dem, ob die Besatzungsmitglieder noch volltrunken waren oder nicht, würde es einige Zeit dauern, bis das Schiff bereit wäre. Nun hieß es also warten.