• Freitag, 31. Januar 2025 10:00

Sitzung 110

Tueddelig
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Krathus tauchte schon bald wieder auf. Er war bei seiner Mutter gewesen… eigentlich ein kompletter Widerspruch zu unserer andauernden Undercover-Aktion, aber da ich die Sinnhaftigkeit derselben mittlerweile ernsthaft in Frage stellte und der Wunsch immerhin verständlich war, konnte ich ihm kaum böse sein. Zumal ich eine gewisse Mitschuld trug - obwohl ich Krathus kannte, hatte ich es versäumt, meine Sicht auf Unsichtbares auszuweiten und daher nicht mitbekommen, wie er ging.

So wandten wir uns recht zügig den weiteren Plänen zu, die Yuan-Ti auf unsere Seite zu ziehen. Eine gewisse Machtdemonstration dürfte notwendig werden. Auf unser Drängen testete Ralkarion seine Theorie, dass er hier keinen Zugriff auf die Macht des Nexus hatte. Wie die Blutstropfen an seinen Augen zeigten, lag er damit falsch - das eröffnete Möglichkeiten. Einige Möglichkeiten wurden dikutiert, eine wilder als die andere. Persönlich war ich diesbezüglich eher dafür, vor Ort zu entscheiden, wenn wir ein besseres Bild davon hatten, was die Yuan-Ti beeindruckte und was nicht - alles andere dürften erstmal nicht viel mehr als Hirngespinste. Aber Ralkarion hatte gerne alles durchgeplant und angesichts dessen, was auch und gerade ich ihn in letzter Zeit hatte durchleben lassen, war ich gewillt, ihm den Gefallen zu tun.

Dennoch war ich nicht ganz bei der Sache, vermutlich der Grund, weshalb ich die Einzige war, die in den Nebenräumen Geräusche hörte. Da ich mich glücklicherweise frei bewegen konnte und die Geräusche sich auf uns zubewegten, nutzte ich die Gelegenheit, einmal nachzuschauen, was dort los war. Es bot sich ein höchst merkwürdiges Bild. Zunächst einmal sah ich nichts als einen gewaltigen Rucksack mit allem möglichen Krimskrams daran. Dann wurde ich des Besitzers gewahr, eine Art Vogelwesen? Es durchwühlte die Schränke offenbar nach allem, was halbwegs brauchbar war und stoppte erst damit, als ich es mehrmalig dazu aufforderte. Es machte Anstalten, davonzugehen, doch ich wollte mehr darüber erfahren, was es war oder hier tat und stellte sich es im Gang zur Rede. Nicht die Beste Idee, da zum einen außer seinem Namen - Tatum - und seiner Spezies - Imperial Nightingale - nicht viel aus ihm herauszubekommen war. Bei der Spezies klingelte etwas in meinem Kopf. Hatte Garret nicht einen solchen Begleiter gehabt, der mit zu den Yuan-Ti gegangen war? Weil sie irgendwie damit verbunden waren? Weiter kam ich mit den Überlegungen nicht, denn Tatum begrüßte jemanden hinter mir. Ich drehte mich um und sah gerade noch, wie Krathus seinen Kopf wieder ins Zimmer zog. Ich seufzte. Die Geheimhaltungsgeschichte war schon anstrengend genug, aber mit Krathus wurde es schon fast zermürbend.

Ich versuchte, davon zu retten, was zu retten war und tat das erstbeste - ich verpasste ihm einen falschen Namen. „Cuu“ kam heraus. Sollte Tatum im Dienste der Yuan-Ti stehen, würde er zumindest einen falschen Namen weitergeben, möglicherweise auch Zweifel daran wecken, ob der Herrscher Zoicas wirklich tot war. Nicht ideal, aber immerhin etwas.

Als Tatum abzog, kehrte ich zur Gruppe zurück. Die Überlegungen waren mittlerweile dabei angekommen, was man mit dem angebrochenen Tag machte, immerhin musste wir bis morgen warten. Ich war recht froh, dass ich mich mit meinem Vorhaben, die marodierenden Magier in ihre Schranken zu weisen, durchsetzen konnte. Ralkarion war nicht begeistert, würde es doch die Tarnung riskieren. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass er nun auf Grund des Großen Ganzen die kleinen Dinge ignorieren wollte. Doch ich hatte mir vorgenommen, aus meinen Fehlern zu lernen - einer davon war gewesen, die direkten Probleme als unwichtig einzustufen, nur weil sie nicht unmittelbar mit dem großen Ziel verknüpft waren. Und so planten wir, wie man sich in der Stadt bewegen solle. Ralkarion hatte darauf hingewiesen, dass er sich und die anderen ja nur begrenzt oft unsichtbar machen konnte und auch meine Sichterweiterung funktionierte nicht unbegrenzt, falls Krathus wieder auf dumme Ideen kam. Ohne dies blieb eigentlich nur die Möglichkeit der Verkleidung, weshalb ich mich wieder alleine aufmachte, diesmal zum Theater, um Kostüme zu besorgen. Dort angekommen wurde zumindest bestätigt, dass Tatum tatsächlich im Dienste der Yuan-Ti stand. Er erstattete Maldrante gerade Bericht. Innerlich lachte ich auf. „Schauspielerin“, na klar. Es folgte ein durchaus erheiternder verbaler Schlagabtausch zwischen Maldrante und mir mit kaum verhohlenen Drohungen und Andeutungen auf beiden Seiten, wodurch immerhin klar wurde, dass die Yuan-Ti tatsächlich einen Angriff planten, und zwar schon bald. Wir hatten also nicht viel Zeit. 

Anschließend suchte ich ein paar Kostüme zusammen und kehrte zurück, die Auswahl erwies sich jedoch als mehr als dürftig. So sehr Krathus Spaß am kostümieren hatte, so deutlicher war es, dass dies keine echte Option war. So musste Ralkarion eben doch seine Magie bemühen.

Unsere Suche nach den jungen Magiern indes dauerte nicht allzulang. Schon nach kurzer Zeit trafen wir auf Marco, der uns im Zusammenhang damit darauf hinwies, doch einmal beim Freedom Fighter Squad in der Kanalisation vorbeizusehen. Das taten wir und standen kurz darauf vor einer runenverzierten Tür. Zusammen mit dem vorher ausgelösten Alarm wr es klar, dass es sich dabei um eine Art Schutzzauber handelte. Nicht untalentiert, aber ich war sicher, dass ich ihn brechen können wurde. Meine Vermutung bestätigte sich und schritt ins Innere, wo ich eine wildfremde Person antraf, die einen Stab auf mich richtete und mir gleich darauf sehr vertraut vorkam. Meinen alten Freund Steffge begrüßend ging ich freudestrahlend auf ihn zu - dann brach Ralkarion den Zauber und mir wurde klar, was hier passiert war.

Ich entschied, dass dies ein guter Moment war, meinen dunkleren Impulsen nachzugeben und setzte ihm das Schwert an die Kehle. Obgleich er davon äußerlich unbeeindruckt wirkte, gaben er und seine Kumpane einige wichtige Informationen preis - sie hatten wohl vor, Garrets Revolutionsgarde wieder aufleben zu lassen und mit magischen Mitteln zu bereichern. Zu unserem Glück hatten sie jedoch auch statuiert, dass nur der Gründer des Freedom Fighter Squad es wieder auflösen konnte, was Garret prompt tat. Ich setzte noch ein paar gesalzene Worte hinzu, dass sie ihre Magie künftig nicht mehr gegen die Bewohner Zoicas verwenden sollten, doch wie effektiv sich das erweisen würde - nun ja. Marco hatte schon Recht, wenn er sagte, dass die Macht der Magie nicht immer das Beste in den Leuten zum Vorschein brachte.

Als nächstes wandten wir uns dem Logikrätsel aus Kerzen und Bannlinien zu, dass die Yuan-Ti den Magiern überlassen hatten. Mit unseren neueren Informationen war es deutlich, dass hier wohl eine Art Invasionsportal geschaffen werden sollte, doch alle Versuche, es zu zerstören, schlugen fehl. Mehr als das fingen Ralkarion und Krathus plötzlich an, selbst herumzurätseln um das Puzzle zu lösen. Was um alles in der Welt…? Es kostete mich unglaubliche Anstrengungen, die beiden davon zu bewegen, davon abzulassen. Hier musste etwas gefährliches am Werk sein. Nachdem ich die beiden endlich vom Puzzle gelöst bekam, kamen wir zumindest darin überein, dass dieser Ort bewacht werden müsse. Aufgrund der Geschehnisse von vor ein paar Minuten drängte ich darauf, dass ich vorübergehend dafür hier blieb, während die anderen zu Posetine gingen und eine Bewachung organisierten.

Als sie weg waren, besah ich mir das Puzzle genauer. Sicher, die anderen waren irgendwie davon besessen gewesen, aber schließlich waren sie Kurzlebige. Sie besaßen nicht die Erfahrung und Widerstandsfähigkeit von…nun, zum Beispiel von Elfen. Vielleicht gelang es mir ja sogar, das Puzzle zu lösen und es damit seiner Magie zu berauben? Ähnlich dem Schutzzauber. Ich begann, Kerzen zu löschen und anzuzünden, doch kam nicht weiter. Nach einiger Zeit musste ich frustriert aufgeben. Diese Schlangen waren durchtriebener, als ich dachte. Dann hörte ich Schritte.

Vor der Tür hatte sich bereits eine Wache postiert - DIREKT vor der Tür. Das erschien mir zu gefährlich, nicht jeder würde das Puzzle so beherrschen können wie ich, andere würden wie Ralkarion und Krathus von ihm beherrscht werden. Also wies ich ihn an, in weitaus größerem Abstand ein Auge auf die Tür zu haben, was er grummelnd tat.

Da die anderen in ihrer Aufgabe offenbar erfolgreich gewesen waren, machte ich mich auf den Weg in den Compound. Unterwegs wanderten meine Gedanken immer wieder zu dem Puzzle. Was wohl die Lösung sein mochte…?