Garret O'Reilley
Die Geschichte von Garret O'Reilley beginnt in Otharia, der Region, die nördlich von Logothil liegt. Genauer gesagt in der Hafenstadt Greenriver, welche dafür berühmt ist, dass dort die Brauereigilde von Otharia gegründet wurde und dass dort die besten Biere und Whiskys der Welt gebraut werden. Hier hatte Garret's Großvater Patrick O'Reilly vor vielen Jahren seine Brauerei eröffnet, welche schnell zu einer der bekanntesten der ganzen Stadt wurde. Der größte Verkaufsschlager der Brauerei ist „Old Pat O'Reilleys Weltenwanderer Whisky“, ein Whisky dessen Rezept Patrick auf seinen Reisen durch die Welt erstellt hatte.
Und von diesen Reisen wurde der alte Patrick nie müde seinen Enkeln zu erzählen und die se wurden nie müde davon zu hören. Ganz besonders Garret liebte die Geschichten seines Großvaters, ganz zum Missfallen seines Vaters, Sheamus O'Reilley, der die Geschichten seines Vaters, nie so ganz glauben konnte und es deshalb nicht so gut fand, dass er seinen Kindern diese Märchen erzählte. Garret für seinen Teil verstand die abblendende Haltung seines Vaters nicht, weshalb sie ständig aneinandergerieten. Sheamus fand, dass Garret sich eher darauf konzentrieren sollte, später einmal die Familienbrauerei zu führen, anstatt diesen dummen Märchenfantasien hinterherzujagen. Und auch wenn Garret definitiv vorhatte eines Tages das Geschäft zu übernehmen, wollte er sich von seinem Vater nicht vorschreiben lassen, wie er dies angehen sollte. Nur dem Eingreifen seiner Mutter, Pennie O'Reilley, war es zu verdanken, dass die Streitereien der beiden nicht im Handgemenge endeten.
Neben seinen Eltern und seinem Großvater, lebten noch seine Zwillingsschwester Rose und seine kleinere Schwester Lilly mit Garret zusammen im Familienwohnsitz. Rose ist die logisch denkende und pragmatische der Familie. Und auch wenn sie ebenfalls gerne den Geschichten ihres Großvaters zuhörte, ist sie doch eher auf der Seite ihres Vaters, wenn es um den Wahrheitsgehalt der Geschichten geht. Lilly hingegen ist die, die das meiste vom musikalischen Talent ihrer Mutter geerbt hatte. Obwohl alle drei Geschwister gelernt haben die Violine zu spielen, war es Lilly die darin brillierte. Garret hingegen wurde das Brauereigeschick seines Vaters und Großvaters vererbt. Während der Ausbildung in der Akademie der Brauereigilde verblüffte er seine Lehrer immer wieder aufs Neue mit seinem Talent, durch leichte Abänderungen der Brauereirezepte beeindruckende Ergebnisse zu erreichen. Die ganze Familie hatte keinen Zweifel daran, dass Garret in Windeseile seinen Abschluss machen würde und die O'Reilley Brauerei in die nächste Generation führen würde.
Und der tag des Abschlusses kam sehr bald. Nur wusste Garret noch nicht, dass auf diesen vermeintlich schönsten Tag seines jungen Lebens ein überaus schlechter folgen würde. Als hätte er nur solange durchgehalten um seinen Enkel in der Brauereigilde zu sehen, verschlechterte sich der Zustand von Patrick nur einen Tag nach Garrets Abschluss rapide. Er war selbst für einen Halbling ziemlich alt geworden und deshalb meinten die Ärzte auch, dass es einfach für ihn an der Zeit wäre zu gehen. Auf seinem Sterbebett redete er Garret noch ein nicht denselben Weg zu gehen wie sein Vater, sondern raus in die Welt zu gehen um von vielen unterschiedlichen Leuten neue Ideen für Brauereirezepte zu sammeln und mit ihnen verrückte Abenteuer zu erleben, so wie Patrick es selbst einst getan hatte. Und so entschloss sich Garret, eine Woche nach seinem Abschluss, nicht in die Führung der Brauerei eingewiesen zu werden, sondern seine sieben Sachen zu packen und in Welt hinaus zu ziehen. Sein Vater war alles andere als begeistert darüber und drohte sogar damit ihn zu enterben, wenn er gehen würde. Seine Mutter allerdings konnte ihn besänftigen und auch wenn sie sehr besorgt um Garret war wusste sie, dass sie ihn ziehen lassen musste, damit er seinen eigenen Weg finden konnte. Es war ein sehr emotionaler Abschied von seiner Mutter und seinen Schwestern. Nur sein Vater wollte mit der ganzen Sache nichts zu tun haben. Und so gingen die beiden im Streit auseinander. Garret wusste, dass er erst mit einem grandiosen Brauereirezept wieder zurückkommen konnte, um die Gunst seines Vaters zurück zu erlangen.
Und so zog er hinaus in die Ferne. Auf seiner Reise kam er durch einige Orte, von denen er durch die Geschichten seines Großvaters bereits gehört hatte. Und auch wenn es großartig war in die Kulissen der Geschichten einzutauchen, so war es doch als würde er bereits alles kennen. Und so entschied sich Garret weiterzureisen, und zwar in Regionen wo sein Großvater noch nie war. Er beschloss nach Osten zu reisen, in die Region die als Sha Adra bekannt war. Sein Großvater meinte immer, dass wenn er nochmal die Möglichkeit zum reisen bekommen hätte, wäre er dorthin gereist.
Nach einigen Monaten Reise jedoch, spürte er zum ersten Mal ein Gefühl von Heimweh. Er hätte nie gedacht, dass es so schwer sein würde von zu Hause weg zu sein. Allerdings wollte er sich von seinem Heimweh nicht unterkriegen lassen. Und so beschloss er, sich eine Tätowierung zuzulegen, welche ihn an seine Heimat und seine Familie erinnern sollte. Garrett entschied sich für ein Herzmotiv mit einem „Mom“ Schriftzug, unter dem eine Rose und eine Lilie gekreuzt waren, direkt über seinem Herzen. Dieses Motiv sollte ihn an seine Mutter und seine Schwestern erinnern. Daneben platzierte er das Logo der O`Reilley Brauerei, zur Erinnerung an seinen Großvater, seine Heimat und sogar seinen Vater. Und so begründete er seine persönliche Tradition, besondere Ereignisse seiner Reise, wann immer er die Möglichkeit dazu hatte, auf seiner Haut zu verewigen. Bis heute hat er die ganzen Arme und den Gr0ßteil seines Oberkörpers mit Tätowierungen bedeckt.
Nach einigen Wochen Reise, schaffte es Garret dann das Gebirge, welches Otharia und Sha Adra voneinander trennte, zu überwinden. Der Anblick, dem sich ihm da bot, war einfach atemberaubend. Nebelverhangene Täler, malerische Wälder und Berge die bis zu den Wolken reichten. Ein völlig neues Land voller Abenteuer. Garret war total erstaunt wie anders es hier war. Die Leute hier, hatten meist etwas bräunlich/gelbere Haut als zu Hause in Otharia und auch der Kleidungsstil und der Stil der Gebäude unterschied sich von dem was Garret gewohnt war. Und auch schien es so als ob es hier kaum Halblinge gab, weswegen Garret häufig verwunderte und neugierige Blicke auf sich zog. Garret liebte jeden einigen Tag hier. Immer gab es etwas neues zu entdecken. Auch schaffte es Garret ein paar örtliche Rezepte für Speisen und Getränke aufzuschnappen. Die Leute hier würzten ihr Essen meist recht scharf und verwendeten Reis, um daraus einen recht leckeren Schnaps zu brennen.
Eines Tages begegnete Garret auf seiner Reise eine Gruppe von Leuten. Es waren drei kräftig gebaute Männer, die einen älteren Mann zu bedrohen schienen. Der alte Mann sah jedoch anders aus als alles was Garret je gesehen hatte. Er sah aus wie ein humanoides Reptil, mit silbernen Schuppen an seinem ganzen Körper. Außerdem schien der Mann betrunken zu sein, da er die ganze Zeit leicht hin und her schwankte. Doch gerade als Garret dem alten Mann zur Hilfe eilen wollte, wurde er Zeuge eines ungewöhnlichen Ereignisses. Mit überraschend hoher Geschwindigkeit und Geschicklichkeit wirbelte der alte Mann seinen Wanderstab herum und verpasste den drei Rüpeln blitzschnell ein paar Schläge. In Windeseile lagen zwei von ihnen am Boden. Doch gerade als der alte Mann ihm den Rücken zuwandte, setzte der dritte Mann zu einem hinterhältigen Angriff an. Doch da hatte er seine Rechnung ohne Garret gemacht. Er grätschte dem Mann von hinten in die Beine, brachte ihn so zu Fall und zog ihm seinen Wanderstab über den Hinterkopf. Überrascht von der Gegenwehr ihres Opfers und der unverhofften Hilfe durch Garret, traten die drei Männer die Flucht an. Als sich Garret dem alten Mann zuwandte war von dem wilden Wirbelwind von eben nichts mehr zu sehen, sondern nur wieder der alte, kauzige Wanderer. „Das war das Unglaublichste, was ich je gesehen habe.“, sagte Garret zu dem alten Mann. Dieser stellte sich als Paizon Lee vor, einem Mönch vom Kloster des südlichen Himmelsdrachen. Garret hatte schon mal von solchen Mönchen gehört, die ihre Körper und Geister trainieren um irgendeine Form von Erleuchtung zu erlangen, doch dies war das erste Mal, dass er so jemanden begegnete. Auf die Frage welchem Volk der alte Mann angehörte, antwortete dieser, dass er ein Drachenblütiger sei. Auch von diesen hatte Garret bisher nur Geschichten gehört. Schnell stellten die beiden fest, dass sie viele Gemeinsamkeiten hatten. Für einen scheinbar gelehrte Mann, dessen Ziel die Erleuchtung war, verfolgte Paizon Lee einen seltsamen Pfad. Seiner Meinung nach führt der Weg zur Erleuchtung manchmal über den Boden eines gefüllten Bierglases oder einen Teller mit einer leckeren Mahlzeit. Und so war es nicht verwunderlich, dass die beiden sich noch am selben Abend in einer Taverne wiederfanden, in der sie ausgiebig aßen, tranken und Geschichten austauschten. Die beiden verstanden sich auf anhieb sehr gut miteinander und beschlossen daher gemeinsam zu reisen. Es dauerte nicht lange, bis Garret Paizon bat ihm die Kampftechnik beizubringen, die er im Konflikt mit den drei Angreifern an den Tag gelegt hatte. Da Paizon fand, dass Garret definitiv die grundlegenden Fähigkeiten mitbrachte um das Kampfkunsttraining aufzunehmen, und da die Beiden sich mittlerweile ziemlich gut angefreundet hatten, erklärte er sich dazu bereit Garret zu trainieren und sein Meister zu werden. Garret lernte äußerst schnell und so dauerte es nicht wirklich lange bis sie beide mit Fäusten und Füßen herumwirbelten, wenn sie auf irgendwelche Widersacher stießen. Und das passierte relativ häufig. Immer wieder trafen sie auf Banditen die ihnen auf der Straße auflauerten oder irgendwelche wilden Tiere die hilflose Bauern bedrohten. Die Bewohner der Dörfer und Städte durch die sie zogen, waren meist äußerst dankbar für ihre Hilfe, auch wenn es nicht nur einmal vorkam, dass sie aus Tavernen und Gasthäusern gejagt wurden, weil mal wieder viel zu betrunken waren und so Prügeleien angefangen hatten. Während der ganzen Zeit setzte Garret seine Tradition fort, seine Abenteuer und Erlebnisse als Tätowierungen auf der Haut zu tragen.
Eines Tages, Garret und Paizon waren gerade in einem kleinen Bauerndorf und halfen dort bei der Getreideernte, wurde dieses Dorf von einer Horde Goblins überfallen. Garret, Paizon und die Bauern wehrten sich tapfer gegen die Angreifer, doch die Überzahl war einfach zu groß. Die Goblins plünderten alles was nicht niet- und nagelfest war und nahmen zahlreiche Personen, darunter auch Garret und Paizon, gefangen, während sie den Rest töteten. Sie verschleppten die Gefangenen in ihren Bau, wo sie anfingen sie zu foltern. Anscheinend hatten die Goblins im Dorf etwas gesucht, was sie nicht gefunden hatten. Als Garret und Paizon an der Reihe waren gefoltert zu werden, erfuhren sie auch worum es ging. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund waren die Goblins der Meinung, dass das Dorf über eine Menge Jade verfügte. Es stimmte zwar das die Region über einige ertragreiche Jademinen verfügte, aber die nächstgelegene Mine war ungefähr 10 Meilen vom Dorf entfernt, und die einzige Verbindung zu den Bauern war, dass sie mit der Mine Handel mit ihrem Getreide betrieben. Doch die Goblins waren entweder zu blöd den Zusammenhang zu verstehen oder es war ihnen einfach egal und sie erfreuten sich nur der Gewalt, die sie an den Dorfbewohnern ausüben konnten. Bald schon hatten Garret und Paizon die Ehre vom Anführer der Goblins, einem wirklich hässlichen, überraschend großen Goblin namens Dak-Dak, persönlich verhört zu werden. Dieser stellte sich als besonders sadistisch heraus. Es schien ihm ganz besonders viel Freude zu bereiten, einen Drachenblütigen wie Paizon zu brechen. Tagelang wurden sie von ihm gefoltert und Garret musste die ganze Zeit zusehen wie sein Freund von dem Goblin verletzt wurde. Eines Tages, Garret war sich nicht mehr wirklich sicher wie lange sie bereits in Gefangenschaft waren, entschied sich Dak-Dak dafür, dass es Zeit sei eine Trophäe von seinen Opfern für sich zu beanspruchen. Seine Wahl fiel auf eine von Paizons Klauen. Garret, der zu diesem Zeitpunkt an die Wand gefesselt war, konnte nur hilflos mit zusehen, wie der verrückte Goblin eine grobschlächtige Axt nahm, die Fesseln um Paizons Hand löste und diese mit einem schwungvollen Hieb abschlug. Der alte Drache sackte sofort bewusstlos zusammen. Garret hingegen geriet voller Zorn in eine Art Wutanfall. Er zerrte wie verrückt an seinen Fesseln, bis es ihm Schlussendlich gelang, aufgrund seiner blutüberströmten Hände und der Tatsache das er seine Daumen auskugelte, sich aus den Fesseln zu befreien. Wie ein wildes Tier stürzte er sich auf den völlig überraschten Dak-Dak und prügelte ihm die Scheiße aus dem Leib. Dieser war von dieser Aktion so überrascht, dass er nicht in der Lage war sich dagegen zu verteidigen, geschweige denn etwas gegen den Angriff zu tun. Schon bald verlor er das Bewusstsein, was Garret jedoch nicht daran hinderte weiter auf ihn einzuprügeln. Die sinnlose Gewalt, die Paizon und er die letzten Tage erfahren hatte, hatten seinen Zorn auf die Goblins so sehr angestaut, dass Garret nun sämtliche Vernunft beiseitelegte und mit noch mehr Gewalt auf die Gewalt antwortete. Er war so in Rage, dass er sich an den Kampf im Nachhinein nicht mal wirklich erinnern konnte. Er konnte sich nur noch daran erinnern, dass seine Hand plötzlich von hinten festgehalten wurde. Als Garret sich umdrehte, stand da Paizon hinter ihm und stoppte seinen Wutrausch. Bis heute weiß Garret nicht, wie der alte Mann es geschafft hatte, sich trotz seiner Verletzungen aufzurichten und sich aus seinen Fesseln zu befreien. Dass nächste was Garret auffiel war, dass er nicht mehr im Folterraum des Goblinbosses war. Er befand sich im Außenbereich des Goblinverstecks. Ihn umgaben zahlreiche niedergestreckte Goblins. Einige lebten noch und waren nur bewusstlos geprügelt. Andere hatten nicht so viel Glück. Die anderen hatten die Flucht ergriffen um den Zorn des Halblings zu entgehen. An all das konnte sich Garret wenn überhaupt nur schleierhaft erinnern. Es war fast so als hätte eine fremde Macht kurzzeitig von ihm Besitz ergriffen.
Nachdem sich Garret wieder aufgerafft hatte, machten sich Paizon und er daran, die Dorfbewohner, die noch am Leben waren zu befreien. Erst als sie das geschafft hatten, erlaubten sich beide bewusstlos zusammenzubrechen. Das nächste woran Garret sich erinnerte, war das er in einem Bett wieder aufwachte. Seine Wunden waren versorgt worden. Die Dorfbewohner hatten ihn in ein Nachbardorf gebracht, wo sie wieder gesund gepflegt wurden. Als er das Haus in dem er aufgewacht war verließ, erblickte er Paizon Lee, wie er am Rande des Dorfplatzes saß und die Dorfbewohner beobachtete. Garret viel sofort der Verband auf der um seine Hand gewickelt wurde. Oder vielmehr da wo früher seine Hand war. Bei diesem Anblick kamen die Bilder der Gewalt wieder zurück in Garrets Kopf. Aber nach ein paarmal kurz tief Luft holen, beruhigte er seinen Geist wieder und er gesellte sich zu seinem Freund. Dieser schlug vor, dass sobald sie wieder komplett genesen waren, sie sich auf den Weg zum Kloster des südlichen Himmelsdrachen machen sollten. Da er keine besseren Pläne hatte, hatte Garret keinerlei Einwände. Und so machten die beiden sich einige Wochen später wieder auf den Weg. Bei ihrer Abreise wurden die beiden von den überlebenden Dorfbewohnern fast wie Helden verabschiedet. Als sie gingen sagte Paizon zu Garret: „Es mag sich zwar jetzt noch nicht so anfühlen, aber du hast etwas Gutes getan. Du hast diese Leute gerettet.“ Und auch wenn diese Worte aufmuntern sollten, verhinderten sie nicht, dass Garret in den kommenden Nächten schweißgebadet aufwachte, von den Alpträumen der Gewalt verfolgt. Und dort lernte er eine dunkle Seite des Alkohols kennen, von der er bisher noch nichts wusste. Denn war er betrunken genug, schaffte er es zumindest kurzweilig die Bilder zu vergessen.
Nach 2 Wochen Wanderschaft, erreichten sie ihr Ziel. Das Kloster war in den Südhang eines hohen Berges gebaut worden. Garret war von dem wolkenverhangenen Gipfel und dem Anblick des Klosters sprachlos. Doch dieses Staunen sollte bald überschattet werden. Denn als sie die Tore des Klosters durchschritten, wurden sie sofort von zahlreichen misstrauischen Blicken begrüßt. Und nachdem einige Sekunden betretenes Schweigens und Anstarrens verstrichen waren, kam ihnen ein älterer Drachenblütiger entgegen. Wie Paizon, war auch er ein silberner Drachenblütiger, nur waren seine Schuppen nicht so matt wie die von Paizon. Er stellte sich als Shen-Wa vor, der Vorsteher des Klosters. Er und Paizon schienen sich zu kennen, obwohl Garret sofort merkte das es keine freundschaftliche Bekanntschaft war. Paizon und Shen zogen sich daraufhin ins Innere des Klosters zurück und Paizon bat Garret draußen zu warten. Während er wartete, kamen die anderen Schüler des Klosters erst zögerlich, aber dann entschlossen auf ihn zu. Ganz besonders ein etwas größerer junger Mann, der sich als Weng-Shan vorstellte, schien es auf eine Konfrontation anzulegen. Garret lernte schnell, dass Paizon und seine Ansichten, keine große Anhängerschaft im Kloster hatten und, dass er als sein Schüler, hier nicht willkommen war. Mit Sicherheit war die Tatsache, dass er als Halbling und somit ein Fremder war, auch nicht förderlich. Und auch wenn sich Garret alle Mühe gab, die Sticheleien zu ignorieren, kam es schon bald zum Handgemenge zwischen den beiden. Dieser dauerte allerdings nicht lange, da Shen-Wa und Paizon Lee aus dem Kloster wieder nach draußen kamen und den Kampf sofort beendeten. Paizon erzählte Garret daraufhin, dass er die Bitte gestellt hatte, Garret offiziell als Schüler ins Kloster aufzunehmen. Diese Bitte wurde zuerst vom Vorsteher abgelehnt, da wie gesagt Paizon ein eher unbeliebter Meister war und Garret ein Fremder. Doch Paizon konnte den Vorsteher und die anderen Meister davon überzeugen, Garret noch eine Chance zu geben sich zu beweisen. Er sollte einen Kampf mit dem besten Schüler des Klosters bestreiten. Und wie sollte es anders sein: dieser Schüler war Weng-Shan. Und so begaben sie sich zum Kampfplatz. Von ihrem kleinen Handgemenge wusste Garret das Weng-Shan ihm in Sachen Körperkraft und wahrscheinlich auch von der Kampftechnik überlegen war. Um zu gewinnen, musste Garret also auf die Bereiche setzen in denen er brillierte: Geschwindigkeit, Wendigkeit und vor allem Unberechenbarkeit. Weng-Shan legte sofort eine sehr aggressive Vorgehensweise an den Tag und Zwang Garret so in die Defensive. Dieser schaffte es zwar den meisten Angriffen auszuweichen und auch ein paar kleine Treffer zu landen, doch jeder Treffer der durchging machte ihn langsamer. Garret musste sich schnell eine neue Strategie überlegen um den Kampf noch zu gewinnen. Da viel ihm eine Kampftechnik ein von der im Paizon einmal erzählt hatte. Bei dieser nahm der Kämpfer das Verhalten eines Betrunkenen an um absolut unvorhersehbar zu werden. Dazu musste man den Geist völlig frei von sämtlichen Gedanken machen und einfach nur noch auf das reagieren was der Gegner tat. Denn wenn man selber nicht wusste wie man angreifen würde, hätte der Gegner noch wenig Chance darauf richtig zu reagieren. Als Garret daraufhin anfing wirr durch das Kampffeld zu torkeln, herrschte erstmal allgemeine Verwirrung bei den Zuschauern. Nur Paizon wusste was da vorging und fing an zu grinsen. Weng-Shan hingegen war nicht sehr begeistert von der Vorführung. Wie konnte es dieser komische Fremde wagen, diesen ehrbaren Kampf so ins lächerliche zu ziehen. Wütend stürmte er auf Garret zu. Doch dieser wich jedem einzelnen Schlag aus. Mehr noch, er nutzte jeden verpatzten Angriff aus um einen sofortigen Gegenangriff durchzuführen. Und so schaffte er es seinen Gegner langsam zu zermürben, bis dieser schlussendlich erschöpft zusammensackte und aufgab. Und obwohl Shen-Wa und die anderen Meister nicht sehr begeistert über das Ergebnis waren, mussten sie doch Garrets Fähigkeiten anerkennen. Und so wurde Garret als offizieller Schüler ins Kloster des südlichen Himmelsdrachen aufgenommen. Mit der bestandenen Aufnahme hatte Garret sich darüber hinaus das Recht erworben, vor den Großmeister des Klosters zu treten. Dazu wurde er von Paizon ins Innere des Klosters geführt. Er brachte Garret tief in den Berg hinein, bis sie vor einer großen, silbernen Tür standen. Paizon wartete draußen während Garret hinein ging um den Großmeister zu treffen. Was Garret in dem großen Raum hinter der Tür vorfand übertraf alles was er erwartet hatte. Es stellte sich heraus, dass der Großmeister ein riesiger, silberner Drache war. Doch dieser sah etwas anders aus, als Garret es erwartet hätte. Im Gegensatz zu den Drachen aus den Geschichten, war hatte dieser keine Flügel und ähnelte eher eine Schlange (Anmerkung des Autors: einfach ein asiatischer Drache). Der Drache stellte sich als Shen-Long vor, dem südlichen Himmelsdrachen. „Tritt näher, junger Schüler! Ich habe dich bereits erwartet.“, sagte der Drache zu Garret. Dieser war von dem Anblick völlig hin und weg und brachte kein Wort heraus. „Ich habe deinen Kampf beobachtet und muss sagen, ich bin beeindruckt. Obwohl du gegen einen stärkeren und erfahreneren Gegner gekämpft hast, hast du auf deine persönlichen Stärken vertraut und unkonventionelle Wege zum Sieg gefunden. Dies zeugt von einem hohen Geschick und großem Einfallsreichtum deinerseits. Es zeigt auch einen starken Willen der auf das erreichen eines Ziels gerichtet ist, egal wie weit es sei.“ Dann nahm der Drache jedoch einen etwas betrübteren Gesichtsausdruck an. „Als ich jedoch einen Blick in deine Seele geworfen habe, fand ich dort einen Dunklen Fleck entdeckt. Dieser ist voller Trauer und Zorn. Und obwohl er noch nicht sehr groß ist, wächst er. Es scheint als ob irgendeine böse Macht, einen Moment der Schwäche deinerseits ausgenutzt hat und deine Seele berührt und sie dadurch markiert hat. Dein Meister hat dies wohl auch gespürt, weshalb er wollte, dass du vor mich tritts damit ich dir helfen kann. Leider kann ich dir nur wenig helfen um diesen Fleck zu entfernen. Dies liegt außerhalb meiner Kraft. Aber ich kann dir zumindest sagen, wie du das Wachstum des Flecks eindämmen kannst. Dies erfordert konzentriertes Training des Ki, der Seelenstärke. Damit solltest du in der Lage sein die Auswirkungen dieses dunklen Flecks zu schwächen. Allerdings solltest du dich vor den schmerzhaften Erinnerungen welche zu diesem Fleck geführt haben, in Acht nehmen. Sollten die Gefühle die dabei entstehen zu stark sein, könnten sie die Ki-Eindämmung auch wieder schwächen. Diese negativen Gefühle können durch diesen Makel sogar verstärkt werden und dazu führen, dass du die Kontrolle verlierst. Wie gesagt, es erfordert ein diszipliniertes Training. Aber nachdem, was ich heute gesehen habe, bin ich mir sicher, dass du dazu in der Lage bist dieses Hindernis zu überwinden. Und nun geh, junger Schüler. Dein Meister wird dich in den nötigen Dingen, die du für das Training des Ki´s brauchst unterweisen.“
Und so verließ Garret die Kammer des Drachen wieder, noch immer völlig platt von der Information die ihm gerade offenbart wurde. Vor der Kammer wartete Paizon Lee immer noch auf ihn. „Seit wann wusstest du es?“, fragte Garret seinen Meister. „Direkt nachdem du dir deinen Weg durch das Goblinlager gebahnt hattest. Ich spürte, dass irgendetwas mit dir nicht stimmte. Meine Vermutung bestätigte sich daraufhin, als du immer wieder von Alpräumen heimgesucht wurdest. Und so wie du jetzt aussiehst, hat dir der Großmeister das gesagt was ich vermutet hatte.“ Nachdem sie sich noch ein wenig ausgesprochen hatten, begannen sie zusammen ein geeignetes Training für Garret auszuarbeiten. Und die nächsten 6 Monate verbrachte Garret damit sein Ki zu trainieren. Und tatsächlich: er hatte weniger Alpträume und die Erinnerungen and die Goblins machten ihm nicht mehr ganz so schwer zu schaffen. Allerdings machte sich so langsam ein anderes Gefühl in ihm breit: Fernweh. Er war jetzt schon zu lange an einem Ort geblieben und sein Abenteuerdrang meldete sich. Auch Paizon bemerkte dies und beschloss, dass es an der Zeit sei seinen Schüler ziehen zu lassen. >Für ihn war die Zeit des Reisens leider vorbei. Seine Verletzung zwang ihn leider im Kloster zu bleiben. Und so, nach einigen Jahren zusammen reisen und zahlreichen Abenteuern, mussten die beiden Freunde sich verabschieden. Der Abschied von Paizon war fast so schlimm für Garret wie der Abschied von seinem Großvater oder von seiner Familie. Trotzdem wusste er das es an der Zeit war weiter zu ziehen.
Und so machte sich Garret wieder auf den Weg. Er merkte jedoch schnell, dass das Reisen ohne Paizon irgendwie nicht mehr dasselbe war. Und so beschloss er, dass es auch an der Zeit war Sha Adra zu verlassen. Und so zog er weiter nach Westen, in die Region Logothil.