Chronik
Die hier niedergeschriebene Chronik beruht auf den Ereignissen des One-Shots "Die letzten Stunden der Zwerge", welches auf die Vorgänge eingeht, die zum zweiten Mourning führten.
Die Blutlose Revolution
Einmal mehr komme ich in den Genuss, eines der folgenschweren Ereignisse dieser Welt niederzuschreiben. So kurz nach dem Zweiten Mourning. Es sind fürwahr interessante Zeiten.
Diese Chronik beginnt eines Nachmittags in der Garnison der Sentinels von Vulyar. Anders als ich waren diese eher gelangweilt. Weniger und weniger gab es für sie zu tun, mehr und mehr wurde von den untoten Wachen des Blood of Vol übernommen. Und selbst gegen diese durften sie nichts unternehmen - das Oberkommando fürchtete die Reaktion der Bevölkerung von Vulyar, wo diese breite Unterstützung genossen.
Doch ich schweife ab. Drei Sentinels, die gesondert genannt werden müssen, sind Rex Arkhar, Brook Bearclaw und Therakir. Insbesondere letzter, hatte er sich doch aus ganz eigenen Gründen bei den Sentinels eingeschlichen. Unzufriedener noch als ihre Kollegen, überhörten sie an diesem schicksalshaften Nachmittag einen Streit zwischen ihrem in der Vergangenheit haften gebliebenen Captain Fin Vevask und dem neuen ersten Offizier, Lieutenant Attrocoon Devar, der sie kurz darauf rauchend vor Wut nach unten beorderte.
Hatten die drei noch auf etwas zu tun gehofft, wurden diese Hoffnungen zerschlagen - den Sentinels war befohlen worden, die Garnison nicht zu verlassen. Einzig Attrocoon schien damit nicht einverstanden und verlangte kurz und knapp, dass sich jeder, der etwas tun wolle, in seinem Büro einfinden solle. Ein Ruf, dem lediglich die drei oben genannten folgten.
Ihre hochgradig inoffizielle Mission war simpel: Attrocoon „vermutete”, dass etwas vor sich ging und die Bürgermeisterin mit dem Blood of Vol etwas ausheckte. Die Gruppe sollte herausfinden, was - was sie nur zu gerne taten, hieß es doch, dass sie endlich aus der Garnison herauskommen würden.
Nach einem erfolgreichen Bestechungsversuch der Wache verließen sie also im Schutze der Dunkelheit die Wache und durchzogen die selbst für Vulyar ungewöhnlich leeren Gassen, immer darauf bedacht, dass sie den untoten Wächtern aus dem Weg gingen. Eine Begegnung mit einem Kind hätte sie fast um die Heimlichkeit gebracht, doch Therakir machte seinen Fehler wieder wett und immerhin erfuhren sie, dass die Bewohner von den Wachen in ihre Häuser beordert worden waren, es stünde ein Angriff bevor. Vermutend, dass der Blood of Vol damit etwas zu tun haben musste, machten sie sich auf den Weg zum neu errichteten Tempel.
Die Wachen zunächst erfolgreich vermeidend, sahen sie sich dort nach einem unauffälligen Weg hinein um und wurden auf der Rückseite fündig - eine Geheimtür, kaum größer als ein einzelner Mensch, führte tief in den Tempel hinein und endete vor einer Holzwand, hinter der sich das Kratzen von Federn auf Papier vernehmen ließ. Eine Person schrieb dort, die kurz darauf bemerkte, dass jemand anwesend war. Unwillig, eine vorzeitige Entdeckung zu riskieren, zogen sie sich nach einem erfolgreichen Täuschungsmanöver zurück.
Stattdessen verlagerten sie sich auf die Fenster, mussten jedoch feststellen, dass sie dort mit gewöhnlichen Werkzeugen nicht viel ausrichten konnte. Therakir begab sich währenddessen zur Vorderseite des Tempels, wo sich gerade die Pforten öffneten und eine große Anzahl von Untoten herausströmte. In einem schicksalshaften Moment beschloss Therakir, die Gunst der Stunde zu nutzen, durch das geöffnete Portal zu fliegen - und dort auf nicht weniger als vier Seeker des Blood of Vol zu treffen. Ihn bemerkend, schlugen sie Alarm - die Sentinels würden angreifen!
Therakir flog heraus, doch zu spät - die Wachen vom Eingang hatten sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit in Bewegung gesetzt und setzten den drei Sentinels schwer zu und als sie endlich Herr der Lage wurden, bekamen sie Unterstützung von einem Seeker und weiteren Skeletten, die noch dazu wieder aufstanden, nachdem sie doch eigentlich besiegt waren. Der Niederlage nahe, ertönte plötzlich die Stimme von Attrocoon Devar im Hof des Tempels, woraufhin die Skelette jede Kampfeslust verloren und still dastanden. Derweil eilten die drei Sentinels über den Hof, um sich an der Seite ihres Retters neu zu formieren.
Nur, um im nächsten Moment mit dem Gesicht im Dreck zu landen, als dieser sie mit stählerner Faust im Nacken griff und zu Boden schleuderte, während er die Skelette anwies, sie zu High Seeker Lorna Brem zu eskortieren - sie hätten ihren Teil in diesem Spiel noch nicht ganz erfüllt. Wütend ob des Verrats, doch machtlos, sich dagegen zu wehren, wurden die drei verratenen Sentinels von Attrocoon und den Skeletten zur Hohepriesterin gebracht. Nachdem diese zwei Seelen nach Karrlakton gesendet hatte, wand sie sich den dreien zu und dankte ihnen für ihre Rolle. Attrocoon hatte sie als potentielle Aufwegler und Befehlsverweigerer identifiziert und dazu angestachelt, nachzuforschen, wissend, dass es sie früher oder später in Konflikt mit den Leuten des Blood of Vol bringen würde. Dies war geschehen und mit dem Angriff auf ihren Tempel hatten die drei Sentinels dem Blood of Vol den Vorwand geliefert, den sie gebraucht hatten, ihren Coup zu vollenden.
Die drei wurden vor die Wahl gestellt: Sie könnten entweder öffentlich hingerichtet werden, was allen anderen Sentinels eine Amnestie versprochen hätte - oder freies Geleit aus Vulyar erhalten, was ihren Kollegen bei den Sentinels aber wohl das Leben gekostet hätte. Die Wahl für Therakir war leicht, hatte er sich doch nur bei den Sentinels eingeschlichen, um sie aus Rache zu vernichten, doch auch die anderen beiden entschieden sich für die zweite Option, was von Attrocoon eher verächtlich als mangelndes Ehrgefühl aufgenommen wurde.
Während sie aus der Stadt eskortiert wurden, vernahmen sie aus Richtung der Garnison Explosionen, Flammen und Schreie - die Blutlose Revolution hatte begonnen.
- verfasst von Chronist Seron in Taer Lian Doresh
Die letzten Stunden der Zwerge
Die zerlesene Buchseite erzählt die Geschichte des Untergangs der Mror Holds:
Der 11. Lharvion 1001YK. Ein Tag, der für immer als der Tag des Zweiten Mournings in Erinnerung bleiben wird. Doch die wenigsten werden wohl je erfahren, wie es dazu kamen. Deswegen schreibe ich diese Geschichte auf. Möge die Nachwelt von ihr lernen.
Thorgrim Eisenschild. Matragi „Eisenfuß” Steelbelly. Mhoysarbo Sepstius. Und Durprax Magmarus. Namen, die Legende sein sollten. Namen, die es verdienen, in Liedern geehrt zu werden. Doch ich greife vor.
Am Morgen dieses schicksalhaften Tages schuben diese vier unter dem Kommandanten Drax Hammerhand Dienst auf Mauersektion 4A von Tinfahold. Seit drei Wochen verteidigten die Zwerge, sowohl Armee als auch Samurai, mit Unterstützung der Gatekeeper-Druiden aus dem Norden die Festung. Doch auch wenn noch kein Wall gefallen war, schien dies nur eine Frage der Zeit. Die Zahl der Gegner schien endlos und die Verteidiger wurden müder - und weniger. Dennoch hielten diese vier die Mauer, so lange es ging. Selbst die Versteinerung ihres Kommandanten durch eine Medusa konnte die Verteidiger nicht zur Aufgabe bewegen, wenngleich die Angreifer die meisten anderen Mauersektionen überrannt hatten.
Es benötigte das persönliche Eingreifen des Daelkyr-Lord des Steins, Orlassk, um Sektion 4A fallen zu lassen. Mit Entsetzen verfolgten die vier Zwerge, wie diese einzelne Gestalt, die nur aus Schatten und Stein zu bestehen schien, mit wenigen Schlägen der bloßen Fäuste die Mauer zum Einsturz brachte. Dem Rückzugsbefehl folgend, zogen sie sich hinter den Zweiten Wall zurück, um dort auf weitere Befehle zu warten, nachdem sie ihren versteinerten Kommandanten im Lazarett abgeladen und sich selbst hatten verarzten lassen.
Diese erfolgten wenig später. Doch während der Rest ihrer Waffenbrüder gerufen wurde, um den Zweiten Wall zu bemannen, wurden sie zum Samurai-Lord der Feste, Tomo Tinfa, einer der Vier, gerufen. In Anwesenheit der Matriarchin Crete Gzrach, Oberste der Gatekeeper-Druiden in den Mror Holds, wurden sie über die Gefahr aufgeklärt, in der sie schwebten und mit einer Mission beauftragt, die eine letzte, verzweifelte Hoffnung darstellte: Orlassk in seiner eigenen Festung aufzuhalten. Auch wenn niemand wusste, wo genau sie war, so kannte die Matriarchin eine Geschichte: Die Ebon Mother selbst würde ihnen unter einem einsamen Baum den Weg zeigen. Selbstverständlich reden wir hier nicht von der wahren Ebon Mother - ich halte es nebenbei für ein Gerücht, dass diese jahrtausendealte Drachin noch leben soll. Lediglich eine Figur davon, die die vier Zwerge mit auf den Weg nahmen.
Die Suche nach dem Baum verlief jedoch zunächst ergebnislos, bis sie im Gebirge auf zwei unverhoffte… nun, Alliierte trafen. Rückblickend würden sie sich vermutlich wünschen, sie hätten sie nicht getroffen, doch wer weiß, wie die Geschichte dann geendet wäre? Nun, jedenfalls trafen sie dort einen Gnoll namens Crick und einen Bugbear namens Raddun, die eine Kiste mit sich herumschleppten - in der, wie sie sagten, der Schlüssel zum Sieg über Orlassk lagerte. Was genau es war, wussten beide nicht - ihr Vorgesetzter, Ratzak, war nach ihrer Aussage in Karrnath getötet worden und sie selbst wussten nur, wie es bedient wurde. Es benötigte daher die Erwähnung des Wunders von Kentehold - dort hatte ein Colossus die Belagerung gebrochen - und die Erklärung, dass sie mit dem Piloten des Colossus, Gnorek, im Bunde waren, um die Zwerge zu überzeugen. Einige Hinweise später standen die Zwerge vor einer Treppe, die sich ihnen offenbart hatte und an deren oberen Ende ein Podest stand. Vorsichtig platzierten sie die Statuette der Ebon Mother darauf, doch nichts geschah. Dann jedoch, am unteren Ende: Ein schwarzer Drache, lebendig erschien. Fast fiel Crick unter seinen Pranken, doch die Zwerge konnten ihn besiegen - dachten sie zumindest. Doch statt zu sterben, wurde der Drache lediglich einen kurzen Moment durchsichtig, um dann mit erneuerter Kraft auf die Gruppe einzuschlagen. Es bedurfte der Schlauheit von Durprax um herauszufinden, dass die Statuette der Schlüssel war. Er zerstörte sie und als die Zwerge den Drachen erneut niedergerungen hatten, verwandelte er sich in eine neue Statuette, während sich oben ein Portal auftat: Der Eingang zu Orlassk’s Feste war gefunden! Im inneren fand sich jedoch lediglich ein Obelisk - und ein Abbild des Lords des Steins selbst, der die Gruppe fragte, ob sie da wären, um ein weiteres seiner Gefängnisse zu zerstören. Selbstverständlich erhielt er keine Antwort und so verschwand er, offenbar unberührt von den Plänen der Gruppe. Die stand nun dort vor dem Obelisken, unschlüssig, was sie tun sollte. Zwar waren dort Schriftzeichen eingeritzt, aber niemand konnte sie lesen. Selbst Raddun beherrschte die Sprache der Goblins nur bruchstückhaft, doch schließlich griff er beherzt nach dem Obelisken - und verschwand. Seinem Beispiel folgend, berührte auch Crick mit der mysteriösen Kiste den Obelisken und schließlich auch die vier Zwerge.
Der Ort, an dem sie landeten, war anders als alles, was sie bisher gekannt hatten. Ein milchig, lilaner Nebel hing in der Luft und die Luft spielte Streiche mit der Sicht - an einigen Stellen konnten sie meterweit selbst durch den dichtesten Nebel sehen, an anderen Stellen nichtmal den Gefährten, der direkt vor ihnen stand. Auch die Schwerkraft schien hier gänzlich anders zu funktionieren. Nach einigen schmerzhaften Erlebnissen kamen sie schließlich an einen steinernen Kreis, in deren Mitte sich ein scharlachroter Wirbel erhob - ein Ort, den Raddun das „Herz” nannte. Während die Zwerge die Umgebung sicherten, holten Crick und Raddun einen merkwürdigen weißen Zylinder aus der Kiste und setzten ihn mitten in den scharlachroten Wirbel. Raddun forderte Crick und die Zwerge dazu auf, ihn zu decken und begann, etwas mit dem Zylinder zu tun.
Der Sinn dieser Worte sollte gleich darauf klar werden, als nicht nur die Säulen zum Leben erwachten, sondern auch weitere Steingoblins direkt aus dem Boden wuchsen. Doch die Zwerge und der Gnoll setzten sich tapfer gegen diese und die sie verstärkenden Basilisken und Medusen zur Wehr und fast schien es, als würden sie die Oberhand gewinnen.
Doch dann trat der Lord des Steins selbst auf den Plan. Mit fürchterlicher Deutlichkeit führte er den Zwergen die Vergeblichkeit ihres Unterfangens vor, als er Thorgrim mit zwei Schlägen tötete und direkt darauf auch Crick umbrachte. Alles schien verloren, doch selbst die kurze Zeit, die Orlassk für sein beginnendes Massaker benötigte, hatte Raddun ausgereicht, um seine Arbeit zu beenden. Er wies die Überlebenden an, fortzulaufen - was sich Durprax nicht zweimal sagen ließ. Mhoysarbo war weniger gewillt, seine Kameraden zurückzulassen und so nahm er seine ganze Magie zusammen, um Thorgrim wieder zum Leben zu erwecken, bevor er ebenfalls in dem dichter werdenden Nebel verschwand. Matragi hatte beschlossen, seinen Kameraden die Flucht zu ermöglichen, auch wenn dies sein eigenes Leben kosten würde und auch Thorgrim beschloss, sich für die Mror Holds zu opfern. Mit einem Willen, wie ihn nur ein von den Toten auferstandener Zwerg aufbringen konnte, griff er Orlassk. Von dem unerwarteten Widerstand überrascht, gelang es dem Lord des Steins nicht, sich dem Griff zu entwinden.
Was dann geschah, ist nicht gesichert. Meine Quellen berichten von einem warmen, weißen Licht, das den Daelkyr und seine Kreaturen in Staub verwandelte. Wie wir jetzt wissen, geschah dasselbe auch auf der materiellen Ebene überall in den Mror Holds - das Zweite Mourning war geschehen und niemand hatte es überlebt.
Nun ja, fast niemand. Was glaubt Ihr, woher ich diese Geschichte habe? Sowohl Matragi als auch Thorgrim überlebten wie durch ein Wunder und erzählten mir von den Geschehnissen, auf dass der Letzte Stand der Zwerge einst in Liedern besungen werden möge. Wo sie jetzt sind, weiß ich nicht. Wenn sie sich nicht mit ihren Brüdern in Krona Peak vereint haben, werden sie vermutlich auf der Jagd nach einem gewissen Bugbear sein…
- verfasst von Chronist Seron in Taer Lian Doresh